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Автор книги: Генрих фон Фосслер


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6. Tagebuch und Kriegserinnerungen von Heinrich von Vossler

Die Aufzeichnungen, die Heinrich von Vossler bei seinem Tod hinterließ, stellen in verschiedener Hinsicht überaus interessante historische Quellen dar. Vossler ist einer der wenigen Soldaten, in dessen Nachlass sich außer Kriegserinnerungen auch die Notizen erhalten haben, die im Feld bzw. in der russischen Kriegsgefangenschaft entstanden sind. Das Originaltagebuch des Tuttlingers ist zwar verloren, doch eine in den Jahren 1828/29 angefertigte Abschrift ist als authentisch einzustufen. Die Überlieferung sowohl des Tagebuchs als auch der Kriegserinnerungen Vosslers ermöglicht, Einblick in den Entstehungsprozess der Memoiren zu nehmen. Außer von Vossler sind lediglich von einem weiteren württembergischen Teilnehmer an den Feldzügen der Jahre 1812 und 1813, dem späteren Generalmajor Leo Ignaz von Stadlinger, Originalaufzeichnungen aus dem Feld erhalten.[126]126
  Stadlinger 1809 – 1846.


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Zudem liegt von Christian Wilhelm von Faber du Faur ein Skizzenbuch aus dem Jahr 1812 vor, das mit den ab 1827 entstandenen, inzwischen weltbekannten Zeichnungen und Aquarellen verglichen werden kann.[127]127
  Die Originalzeichnungen des Jahres 1812 werden in der Anne S. K. Brown Military Collection (USA) verwahrt. Die von Faber du Faur von 1827 bis 1830 gefertigten, ab 1831 publizierten Bilder, die auf den Vorlagen von 1812 basieren, sind im Bayerischen Armeemuseum Ingolstadt überliefert.


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Die württembergische Quellenlage, die durch wenige originale Selbstzeugnisse aus der napoleonischen Epoche charakterisiert ist, ist keinesfalls als untypisch zu bewerten. Julia Murken musste etwa in ihrer vor einigen Jahren erschienenen Arbeit über die Kriegserfahrungen bayerischer Teilnehmer am Russlandfeldzug Napoleons konstatieren, dass überhaupt keine Tagebücher überliefert sind, die mit Sicherheit in das Jahr 1812 zu datieren sind.[128]128
  Murken 2006, hier S. 14.


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Als Heinrich von Vossler in den ausgehenden 1820er-Jahren mit der Niederschrift seiner Kriegsmemoiren begann, stützte er sich auf seine älteren Aufzeichnungen. Er verfügte damit über ein zuverlässiges Datengerüst. Doch aus welchen sonstigen Quellen speisten sich die Erinnerungen Vosslers, die immerhin den vierfachen Umfang des Tagebuchs aufweisen? Es ist zu vermuten, dass der Tuttlinger Veteran seine Memoiren vor allem aus der persönlichen Erinnerung schrieb. Das gilt vor allem für diejenigen Textpassagen, die sein eigenes Schicksal zum Gegenstand haben. Inwieweit Vossler Kontakte zu anderen Feldzugsteilnehmern ausnützte, um seine Erinnerung aufzufrischen, muss offenbleiben.

Anzunehmen ist, dass Vossler bei der Niederschrift seiner Memoiren Publikationen zu Rate zog. Eine Regimentsgeschichte des Kavallerie-Regiments Nr. 3 Jäger Herzog Louis lag im Jahr 1828 noch nicht vor. Sie wurde erst 1861 veröffentlicht, also nach dem Tod Vosslers. Hingegen standen dem ehemaligen Offizier aus Tuttlingen zwei in den Jahren 1820 und 1822 publizierte Darstellungen zur Militärgeschichte der napoleonischen Zeit zur Verfügung, die aus der Feder von schwäbischen Autoren stammten: Ein zweibändiges Werk über die Feldzüge der Württemberger während der Regierungszeit König Friedrichs von Rössler sowie die Schilderung des Krieges von 1812 durch den späteren württembergischen Kriegsminister Moriz von Miller.[129]129
  [Rössler] 1820; Miller 1822.


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Es ist zu vermuten, dass Vossler diese Werke kannte. Rösslers Darstellung bot unter anderem eine konzise Zusammenfassung des Einsatzes des württembergischen Armeekorps in den Feldzügen der Jahre 1812 und 1813. Im Abschnitt über das Jahr 1812 wurde das aus dem Korps Marschall Neys ausgegliederte und dem französischen Reservekavalleriekorps zugeordnete Kavallerie-Regiment Nr. 3 Jäger Herzog Louis in einem eigenen Abschnitt behandelt.[130]130
  [Rössler] 1820, 2. Teil, S. 273 – 288.


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Das Werk Moriz von Millers hatte im Unterschied zum Buch Rösslers den Anspruch, den napoleonischen Feldzug des Jahres 1812 kriegsgeschichtlich zu analysieren. Das Schicksal der württembergischen Truppen wird zwar dargestellt, steht jedoch nicht im Zentrum der Ausführungen. Millers Publikation war also bestens dazu geeignet, die Aktionen der „Louisjäger“ im allgemeinen Kriegsgeschehen zu verorten. Neben den Büchern der Schwaben Rössler und Miller dürfte Vossler weitere kriegsgeschichtliche Darstellungen über die Feldzüge Napoleons in den Jahren 1812 und 1813 rezipiert haben. Zu vermuten ist etwa eine Kenntnis der einflussreichen Schilderung von Philippe-Paul Comte de Ségur (1780 – 1873).[131]131
  Ségur 1824.


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Dieses Buch, 1824 erstmals erschienen, war bereits im folgenden Jahr vom schwäbischen Verleger Johann Friedrich Cotta in deutscher Sprache herausgegeben worden.[132]132
  Ségur 1825.


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Als Übersetzer aus dem Französischen fungierte der in württembergischen Diensten stehende General Joseph Apollinaris Honoratus von Theobald.[133]133
  Von Poten 1894; Raberg 2001, S. 924 – 925.


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Kann die Lektüre historiografischer Darstellungen durch Vossler als sehr wahrscheinlich gelten, so lässt sich nur schwer bestimmen, inwieweit der ehemalige württembergische Offizier auch Erinnerungswerke von Soldaten gekannt hat, die 1812 oder 1813 in der französischen Grande Armée gekämpft hatten. Die wenigen, vor 1828 bzw. 1829 entstandenen Memoirenwerke württembergischer Veteranen haben seinen Text – wenn überhaupt – nur in geringem Maße beeinflusst: Der 1817 veröffentlichte Bericht des Arztes Carl von Dillenius konzentrierte sich auf die Erörterung medizinischer Themen; diese Thematik spielt bei Vossler keine zentrale Rolle.[134]134
  Dillenius 1817.


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Vergleichsweise wenige Berührungspunkte hat der Text des Tuttlingers auch mit den von Ludwig von Schlaich 1819 in literarischer Form dargebotenen Kriegserinnerungen: Sie konnten Vossler stilistisch kein Vorbild bieten, zudem unterschieden sich Schlaichs konkrete Kriegserfahrungen erheblich von denjenigen Vosslers, da er im Korps Neys, nicht im Reservekavalleriekorps unter Murat gedient hatte.[135]135
  [Schlaich] 1819.


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Dem württembergischen Infanterie-Regiment Nr. 2 Herzog Wilhelm hatte Christoph Ludwig von Yelin angehört, der 1817 Erinnerungen an den Feldzug von 1812 publizierte.[136]136
  [Yelin] 1817; ([Yelin] 1824).


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Yelin, ein scharfer Napoleonkritiker, stellte im Unterschied zu Vossler in einseitiger Weise die Leiden des Rückzugs und der Kriegsgefangenschaft in den Mittelpunkt seines Berichts. Ludwig Friedrich von Stockmayer, der vierte Feldzugsteilnehmer, der bereits vor 1828 seine Memoiren niedergeschrieben hatte, hat seinen Text der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht.[137]137
  Stockmayer 1818.


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Es kann als ausgeschlossen gelten, dass Vossler die Aufzeichnungen Stockmayers kannte, die erst Jahrzehnte nach dem Tod des Autors publiziert werden sollten.

Der Text Vosslers lässt vermuten, dass der Württemberger bei der Niederschrift seiner Erinnerungen neben militärgeschichtlichen Veröffentlichungen – und gegebenenfalls ausgewählter Erinnerungsliteratur – Publikationen zu Rate zog, die Informationen über die naturräumlichen sowie die politischen, sozialen und kulturellen Gegebenheiten der Länder enthielten, in der er als Offizier gekommen war (z. B. Reiseliteratur). Derartige landeskundliche Informationen wurden im Tagebuch nicht systematisch notiert, sie nehmen jedoch in den Memoiren Vosslers einen beachtlichen Umfang ein.

Die Aufzeichnungen Heinrich von Vosslers sind nicht nur aufgrund der Überlieferungslage, sondern auch aus inhaltlichen Gründen von hohem Interesse. Das Tagebuch bietet, wie bereits erwähnt, im Wesentlichen ein Itinerar zur Kriegsteilnahme Vosslers in den Jahren 1812 bis 1814. Es enthält darüber hinaus aber auch Bemerkungen, die Rückschlüsse auf die Kriegserfahrungen des Autors erlauben. Der Text der Erinnerungen hat drei thematische Schwerpunkte: Vossler berichtet erstens über die militärischen Bewegungen und Aktionen seines Regiments, zweitens über seine persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen im Krieg und drittens, wie bereits angedeutet, über seine Wahrnehmung der Landschaften, die er während seiner Feldzüge kennengelernt hatte, sowie ihrer Bewohner. Auch wenn Vossler die Ereignisse der Jahre 1812 bis 1814 durchweg aus seiner eigenen Perspektive schildert, gibt er nur selten Einblick in sein Inneres. Stattdessen steht die Schilderung der äußeren Erlebnisse im Mittelpunkt.

Heinrich von Vossler erscheint in seinen Memoiren insgesamt als ein nüchterner Beobachter des Kriegsgeschehens. Sichtlich ist der württembergische Veteran darum bemüht, ein authentisches, unvoreingenommenes Bild der dramatischen Ereignisse zu zeichnen, die er als gut 20jähriger Offizier auf den Schlachtfeldern Europas erlebt hatte. Vossler verzichtet in seinen Aufzeichnungen darauf, das militärische Geschehen der napoleonischen Zeit in der Rückschau in einen – wie auch immer gearteten – „ideologischen“ Bezugsrahmen einzubetten. Bewertungen der vergangenen Ereignisse werden in der Regel nicht aus einer bestimmten Weltsicht, sondern aus dem eigenen, durchaus als komplex und widersprüchlich erinnerten Kriegserleben abgeleitet. Vossler gelangt auf diese Weise vielfach zu differenzierten Urteilen über einzelne Gegebenheiten, Personen und Personengruppen. Beispielsweise werden Napoleons Generale zum Teil kritisch gesehen, zum Teil erscheinen sie aber auch als echte soldatische und menschliche Vorbilder. Eine nachträgliche Verklärung seines Kriegseinsatzes liegt Vossler fern. Im Gegenteil: Vieles spricht für die Vermutung, dass der Autor in seinen Memoiren bewusst seine jugendlichen Irrtümer zu dokumentieren beabsichtigte. Vossler schildert eindrücklich, dass die Begeisterung, mit der er und seine Kameraden 1812 in den Krieg gezogen waren, dass der Wunsch, Ruhm und Ehre zu erwerben und in der militärischen Hierarchie aufzusteigen, sich in der Realität des Krieges als Trugbilder entpuppt und in die Katastrophe geführt hatten.

Ungeachtet allen Bemühens um „Objektivität“, das als wichtiger Grundzug der Kriegserinnerungen Heinrich von Vosslers hervorgehoben werden kann, ist der Text des Württembergers nicht frei von einseitigen oder pauschalen Urteilen. Zumeist muss die Frage offenbleiben, inwieweit entsprechende Bewertungen die Anschauungen Vosslers in den Jahren 1828/29 oder bereits seine Sichtweise während seiner Soldatenzeit zum Ausdruck bringen. Unausgewogene Werturteile im Text des Tuttlinger Veterans haben zwei Wurzeln. Zum einen sind die Kriegserfahrungen Vosslers (und seine spätere Erinnerung daran) maßgeblich von vorgängigen Deutungsmustern und Wertvorstellungen bestimmt, die der Sozialisation des Autors in Württemberg geschuldet sind. Diese Dispositionen stehen bisweilen dem Bemühen um eine unvoreingenommene Darstellung entgegen. Der schwäbische Offizier war beispielsweise geprägt von einem deutlichen Antiklerikalismus, vor allem Antikatholizismus, der bei der Schilderung des Durchzugs durch Polen erkennbar wird und der vor seinem familiären Hintergrund beachtenswert ist. Auch das Selbstverständnis des Württembergers, als Vertreter einer fortschrittlichen Zivilisation und eines materiell gut gestellten Landes gegen rückständige Völker in den Krieg zu ziehen, dürfte – zumindest zum Teil – zu diesen vorgängigen Prägungen zu rechnen sein. Zum anderen zielt Vossler in einigen Passagen seiner Memoiren offenkundig darauf ab, generalisierende bzw. typologisierende Feststellungen zu treffen. Dieses Bestreben führt dazu, dass er die Komplexität seiner Kriegserfahrungen nicht mehr adäquat wiedergibt. Beispiele für verallgemeinernde und gleichzeitig einseitig wertende Darstellungsweisen Vosslers stellen seine Ausführungen über die einzelnen Völker und Kulturen Ostmittel– und Osteuropas dar. Harschen Urteilen des württembergischen Offiziers über die Brandenburger, die Westpreußen und insbesondere über die Polen steht im Bericht schroff eine hohe Wertschätzung der Sachsen und der Ostpreußen gegenüber. Russland erscheint in den Aufzeichnungen Vosslers als rückständiges Land, doch begegnet der Schwabe dem Kriegsgegner mit Achtung. Vor allem von Polen, dem Verbündeten Frankreichs, hebt sich Russland in den Memoiren Vosslers vorteilhaft ab. Die Sicht der ostmittel– und osteuropäischen Juden ist negativ.

Heinrich von Vosslers Sprache ist klar und unprätentiös. Sie weist in Wortschatz und Syntax eine dialektale – schwäbisch-alemannische – Färbung auf. Diese ist jedoch nicht allzu stark. Phonologische Besonderheiten gegenüber der heutigen Hochsprache zeigen sich beispielsweise in der Rundung des „i“ zu „ü“ (z. B. „Erzgebürge“, „Sprüchwort“) oder – vergleichsweise häufig – in hyperkorrekten Schreibweisen (z. B. „bergigt“ statt „bergig“, „waldigt“ statt „waldig“, „löchericht“ statt „löch(e)rig“, „hügelicht“ statt „hügelig“). Morphologische Spezifika treten unter anderem in der Pluralbildung (z. B. „Rasttäge“ statt „Rasttage“, „Wägen“ statt „Wagen“, „Böten“ statt „Booten“) zu Tage. Entsprechend dem Usus seiner Zeit verwendet Vossler zahlreiche, im heutigen Deutsch vielfach nicht mehr gebräuchliche Fremdwörter, die in der Mehrzahl aus der französischen Sprache übernommen bzw. aus ihr abgeleitet sind (z. B. Defiléen, Meubles, Soupés, militärisches Fachvokabular). Aber auch Begrifflichkeiten und Ableitungen aus dem Lateinischen (z. B. Subordination, Prästationen, Dissidien, insultieren) sowie in Ausnahmefällen aus der italienischen Sprache (z. B. Agio) finden sich im Text. Ferner enthält das Manuskript einige Begrifflichkeiten zum Teil schwäbisch-alemannischen Ursprungs, die heute veraltet sind (z. B. Anglen, Fährlichkeiten, Nervenfieber). Vosslers Text weist insgesamt nicht allzu viele grammatikalische Fehler auf. Mehrere Male stimmen der Numerus von Substantiv und dazugehörigem Verb nicht überein. Die Rechtschreibung, die im frühen 19. Jahrhundert im deutschen Sprachraum noch nicht normiert war, wird in den Texten Vosslers nicht immer konsequent und nach einheitlichen Prinzipien angewandt. Beispielsweise ist die Verwendung von s, ss und ß nicht stimmig. Auch die Schreibweise der ostmitteleuropäischen und osteuropäischen Ortsnamen variiert. Die Interpunktion ist häufig sinnwidrig.

Ob Heinrich von Vossler eine Publikation seiner ausgearbeiteten Kriegserinnerungen beabsichtigt oder zumindest in Erwägung gezogen hat, ist unbekannt. Ebenso wenig sind Gründe überliefert, die ihn gegebenenfalls von einer Veröffentlichung abgehalten haben könnten. Wie bereits erwähnt, sind Vosslers Aufzeichnungen bei Weitem nicht die einzigen Memoiren eines württembergischen Veterans der napoleonischen Zeit, die nicht zu Lebzeiten des Autors publiziert wurden.

Bemerkenswert ist die Überlieferungs– und Rezeptionsgeschichte der Aufzeichnungen Heinrich von Vosslers nach dessen Tod im Jahr 1848. Tagebuch und Kriegsmemoiren, die der württembergische Veteran in einem Band zusammenfasste, gelangten im 19. Jahrhundert nach Virginia (USA). Vermutlich hat sie Vosslers Sohn Emil Gustav (geb. 1835), der 1855 aus Württemberg emigrierte, dorthin gebracht.[138]138
  Vgl. auch HStA Stuttgart, Datenbank Auswanderung aus Südwestdeutschland, ID 47438 (Emil Gustav Vossler).


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Nachdem die Texte etwa einhundert Jahre unbeachtet blieben, unternahm um 1960 der damalige Assistant Professor John T. Amendt aus Long Beach einen ersten Versuch, die Erinnerungen in englischer Sprache herauszugeben.[139]139
  Unterlagen in der Registratur des Hauptstaatsarchivs Stuttgart, Az. K187/2.


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Dieses Übersetzungsprojekt scheiterte. Die Manuskripte wurden anschließend vom Verlag Folio Fine Art Ltd. (London) bei einer Auktion erworben. Der Verlag beabsichtigte eine rasche Publikation des Textes in englischer Sprache. Für das Editionsvorhaben wurde Walter Wallich gewonnen, der eine Übersetzung der Erinnerungen Vosslers anfertigte. Sie erschien 1969 im Verlag The Folio Society.[140]140
  [Vossler] 1969.


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Das Tagebuch blieb unpubliziert. Wallich stellte seiner Übersetzung eine kurze Einführung voran, in der er unter anderem Informationen verarbeitete, die er von Hermann Streng, Museumsleiter in Tuttlingen, sowie Archivaren des Hauptstaatsarchivs Stuttgart erhalten hatte. Die Aufzeichnungen Vosslers wurden nach erfolgter Publikation des englischen Textes der Stadt Tuttlingen, dem Landkreis Tuttlingen sowie dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart zum Kauf angeboten. Der Erwerb kam wegen des von den deutschen Kulturinstitutionen als sehr hoch erachteten Kaufpreises nicht zustande. Wallich übergab jedoch eine Reproduktion des Manuskripts an das Heimatmuseum Tuttlingen; für das Hauptstaatsarchiv Stuttgart wurde hiervon eine zweite Kopie angefertigt.[141]141
  Dienstbibliothek des Hauptstaatsarchivs Stuttgart Signatur: D IIb/2 (Miltärbibliothek).


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Nachdem der Verkauf nach Deutschland gescheitert war, erwarb der niederländische Mediziner, Jurist und Sammler historischer Dokumente Baron Cornelius Verheyden de Lancey (1889 – 1984) den Band Vosslers. Im Jahr 1994, wenige Monate nach dem Tod der Witwe Verheyden de Lanceys, Henrietta, im September 1993, wurde das Manuskript wiederum zum Verkauf angeboten. Das Hauptstaatsarchiv Stuttgart konnte die Aufzeichnungen bei einer Auktion der Autografenhandlung J. A. Stargardt (Berlin) am 3./4. März 1994 käuflich erwerben. Wenige Jahre nach dem Kauf des Originalmanuskripts durch das Hauptstaatsarchiv und fast dreißig Jahre nach der Erstausgabe einer englischen Übersetzung erschien im Jahr 1998 eine Neuausgabe des Textes Wallichs.[142]142
  [Vossler] 1998.


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Die englische Ausgabe diente ihrerseits als Grundlage für eine italienische Übertragung der Kriegserinnerungen, die 2009 vom Verlag Chillemi publiziert wurde.[143]143
  Vossler 2009.


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Bereits 2008 war eine französische Übersetzung erschienen.[144]144
  Vossler 2008.


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Die Memoiren Heinrich Vosslers liegen demnach bis dato in englischer, französischer und italienischer Übersetzung, merkwürdigerweise jedoch nicht in der deutschen Originalsprache im Druck vor. Das Tagebuch ist noch nicht veröffentlicht worden. Die 1969 und 1998 publizierte englische Textversion wurde in der internationalen Forschung in verschiedenen historiografischen Darstellungen rezipiert, so etwa im Werk von Adam Zamoyski.[145]145
  Zamoyski 2004.


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7. Zur vorliegenden Edition

Die Manuskripte von Tagebuch und Erinnerungen Heinrich von Vosslers werden im Hauptstaatsarchiv Stuttgart unter der Signatur E 294 Bü 6a verwahrt. Die Aufzeichnungen – es handelt sich um Reinschriften mit nur sehr wenigen Autorenkorrekturen – sind in einem in Leder gebundenen, 22 x 25,5 cm großen Band überliefert. Der Einband weist auf Deckeln, Rücken und Stehkanten Vergoldungen sowie auf den Deckeln je eine Blindpressung auf. Der Buchschnitt ist gelb gefärbt. Im Band findet sich zunächst der Text der Erinnerungen unter dem Titel „Meine Schicksale in den Jahren 1812. 1813. und 1814. geschrieben 1828. und 1829. Heinrich VOSSLER aus Stuttgart“ (S. 1 – 184). Dann folgt – als Anhang – die Abschrift der im Feld erstellten Aufzeichnungen unter dem Titel „Tagebuch vom 17. Februar 1812. bis Ende März 1814.“ (S. 1 – 64). Der Band trägt auf dem vorderen Vorsatzblatt (Rückseite) ein Exlibris des zeitweiligen Eigentümers Cornelius Verheyden de Lancey.

Vossler schrieb seine Texte in einer gut lesbaren, ästhetisch ansprechenden deutschen Kurrentschrift. Worte lateinischen oder französischen Ursprungs sowie verschiedene Bezeichnungen, v. a. Personen– und Ortsnamen, die er hervorheben wollte, gab der württembergische Veteran häufig in lateinischer Schreibschrift wieder. Daneben finden sich in den Manuskripten verschiedentlich Unterstreichungen; dies betrifft sowohl Textstellen, die in deutscher Kurrentschrift verfasst sind, als auch – weit häufiger – solche, die bereits durch das lateinische Schriftbild herausgehoben wurden.

Tagebuch und Erinnerungen Heinrich von Vosslers werden in der vorliegenden deutschsprachigen Edition originalgetreu wiedergegeben. Dies gilt sowohl für die Orthografie als auch für die Interpunktion. Auch heute ungewohnte Schreibweisen des Autors, wie beispielsweise die Angewohnheit, nicht nur hinter Ordnungszahlen, sondern auch hinter Kardinalia einen Punkt zu setzen, wurden übernommen. Textstellen, die Vossler durch Verwendung der lateinischen Schrift (teilweise zusätzlich durch Unterstreichung) hervorhob, sind in der Edition durch Kursivdruck kenntlich gemacht. Unterstreichungen von Überschriften und von einigen wenigen, von Vossler als wichtig empfundenen Aussagen wurden übernommen. Abkürzungen wurden aufgelöst, die jeweiligen Ergänzungen sind in eckige Klammern gesetzt. Die Texte sind in der Edition nicht in der von Vossler gewählten Reihenfolge, sondern in chronologischer Ordnung gedruckt, d. h. die Tagebuchaufzeichnungen von 1812, die 1828 oder 1829 lediglich abgeschrieben wurden, stehen vor dem Text der Erinnerungen.

Die Edition wird illustriert durch Aquarelle, die den Kriegserinnerungen der württembergischen Offiziere Christian von Martens und Christoph Ludwig von Yelin entnommen sind. Im Unterschied zu den vielfach abgedruckten Zeichnungen und Aquarellen von Christian Wilhelm von Faber du Faur wurden diese Bilder in der wissenschaftlichen Fachwelt bisher nicht rezipiert.

Christian von Martens (1793 – 1882) nahm als Leutnant am Feldzug von 1812 teil.[146]146
  Mährle 2012b.


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Er verfasste zu unbekannter Zeit, höchstwahrscheinlich in den 1850er-Jahren, Erinnerungen an den französisch-russischen Krieg und illustrierte diese mit mehr als 150 Aquarellen.[147]147
  Martens [vor 1861].


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Die Illustrationen gingen zum Teil auf Skizzen zurück, die er selbst im Feld gefertigt hatte, zum Teil handelte es sich um Kopien von Aquarellen der Militärmaler Albrecht Adam und Christian Wilhelm von Faber du Faur. Das Manuskript Martens’, das im Hauptstaatsarchiv Stuttgart überliefert ist, gelangte mit einigen Änderungen im Jahr 1862 zum Druck. Eine – leicht bearbeitete – Neuauflage datiert in das Jahr 1896. Die Aquarelle blieben jeweils unpubliziert; sie sind heute im Online-Angebot des Hauptstaatsarchivs Stuttgart einsehbar. In der vorliegenden Edition gelangen ausschließlich Bilder Martens’ zum Abdruck, die auf eigenen Skizzen des Württembergers basieren.

Die Aquarelle von Christoph Ludwig von Yelin (1787 – 1861) entstanden bereits wenige Jahre nach dem Ende der napoleonischen Epoche. Die Originalbilder sind in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart überliefert.[148]148
  [Yelin] 1817a.


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Als Yelin 1817 seine Erinnerungen an den Feldzug von 1812 sowie an seine anschließende, bis 1814 dauernde Kriegsgefangenschaft in Russland publizierte, wurde ein Teil der von ihm gefertigten Bilder gedruckt.[149]149
  [Yelin] 1817b. Ohne Bilder: [Yelin] 1824.


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Die Ausgabe von 1817 der Yelinschen Memoiren erlangte jedoch keine weite Verbreitung und ist heute kaum mehr im gedruckten Original greifbar. Eine überarbeitete Version der Erinnerungen Yelins aus den 1850er-Jahren, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts publiziert wurde, erfuhr eine breitere Rezeption.[150]150
  [Yelin] 1908a; [Yelin] 1908b; [Yelin] 1911. Manuskript: Yelin 1856.


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Sie enthielt jedoch keine Abbildungen.

Sowohl Martens als auch Yelin waren Infanteristen und nahmen am Feldzug von 1812 im Unterschied zu Heinrich Vossler im Verband des württembergischen Kontingents teil, d. h. sie gehörten dem von Michel Ney geführten III. französischen Armeekorps an. Ihre spezifischen Kriegserfahrungen differieren nicht unerheblich von denjenigen Vosslers. Die Bilder, die der vorliegenden Edition beigegeben werden, sind aus diesem Grund nicht direkt auf die Textaussagen Vosslers bezogen. Sie sind jedoch geeignet, die Kriegserfahrungen des Tuttlingers zu visualisieren – in ähnlicher Weise wie die Zeichnungen und Aquarelle von Albrecht Adam und Christian Wilhelm von Faber du Faur dies in vielen Publikationen zum Krieg von 1812 tun.


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