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Автор книги: Генрих фон Фосслер


Жанр: Зарубежная образовательная литература, Наука и Образование


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2. Württemberg im Zeitalter Napoleons: Politik und Militär

Württemberg, seit 1495 Herzogtum im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und traditionell Vormacht im Schwäbischen Reichskreis, zählte zu denjenigen deutschen Mittelstaaten, die durch die Umbrüche der napoleonischen Zeit außerordentlich profitierten.[79]79
  Zur Geschichte Württembergs in der napoleonischen Epoche vgl. bes. Sauer 1984a; Sauer 1984b; Sauer 1987; Baden und Württemberg 1987; Mann 1992, S. 235 – 262; Paul 2005; Mann 2006, S. 7 – 79; Das Königreich Württemberg 2006. Eckert 2016.


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Der von 1797 bis 1816 regierende Fürst Friedrich (1754 – 1816) – bis 1805 als Herzog Friedrich II., dann als König Friedrich I. – wechselte während seiner Regierungszeit zwei Mal das Bündnis. Er brachte sich durch diese, von den Umständen weitgehend erzwungene Politik auf die Seite der jeweils späteren Sieger. Friedrich, der selbst unter Katharina der Großen einige Jahre als russischer Offizier gedient hatte und den seit der Heirat seiner Schwester Sophie Dorothee (Maria Feodorowna) mit dem späteren Zaren Paul I. (1777) ein sehr enges Verwandtschaftsverhältnis mit dem Haus Romanow verband, stand nach seinem Regierungsantritt zunächst auf der Seite der antifranzösischen Allianz.[80]80
  Zusammenfassend zum württembergisch-russischen Verhältnis: Maurer 1989; Im Glanz der Zaren 2013 (darin v. a. Mährle 2013a).


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Nach der Niederlage der zweiten Koalition im Jahr 1800 geriet das Württemberg in eine äußerst kritische Situation. Nicht zuletzt russischer Unterstützung war es zu danken, dass nicht nur die Existenz des Herzogtums gesichert werden konnte, sondern der Staat Friedrichs sogar gestärkt aus dieser Lage hervorging. Durch die Mediatisierung bisher reichsunmittelbarer Reichsstände sowie die wenig später erfolgte Säkularisation geistlicher Staaten konnte Württemberg sein Territorium in den Jahren 1802/1803 um etwa 2.250 qkm vergrößern. Die neu erworbenen Gebiete bildeten zunächst das verfassungsrechtlich vom Herzogtum getrennte „Neuwürttemberg“. Der vergrößerte Staat wurde zudem 1803 zum Kurfürstentum des Heiligen Römischen Reiches erhoben. Die erste einschneidende Wende der Außenpolitik Friedrichs erfolgte im Oktober 1805. Zu Beginn des Dritten Koalitionskrieges wurde der württembergische Herzog und Kurfürst durch Napoleon zum Abschluss eines Bündnisses mit Frankreich gezwungen. Württembergische Truppen kämpften daraufhin in den Kriegen der Jahre 1805, 1806/1807, 1809, 1812 und 1813 auf französischer Seite. Der Bündniswechsel Friedrichs machte sich rasch bezahlt: Württemberg wurde wenige Wochen nach dem Sieg Napoleons in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (2. Dezember 1805) aufgrund der Bestimmungen des Friedens von Pressburg zum Königreich erhoben. Wenige Monate später trat der südwestdeutsche Mittelstaat dem unter französischem Protektorat stehenden Rheinbund bei, dessen Gründung unmittelbarer Anlass für die Niederlegung der Krone des Heiligen Römischen Reiches durch Kaiser Franz II. war. Württemberg profitierte wiederum durch Gebietszuwächse: Unter anderem wurden nun das Fürstentum Hohenlohe sowie eine größere Zahl oberschwäbischer Herrschaften mediatisiert. Im Anschluss an den Sieg Napoleons im Krieg gegen Österreich 1809 erfuhr Württemberg durch Grenzbereinigungen mit Bayern nochmals territoriale Erweiterungen, diesmal im Osten des Landes. Insgesamt hat sich das Territorium Württembergs zwischen 1802 und 1810 von 9.500 qkm auf etwa 19.500 qkm mehr als verdoppelt. Die Bevölkerungszahl stieg von etwa 620.000 auf etwa 1,3 Millionen. Anlass für die zweite Wende der württembergischen Politik Ende 1813 waren die französischen Niederlagen im Feldzug gegen Russland 1812 sowie in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813. Württemberg trat durch eine Militärkonvention mit Bayern vom 23. Oktober und durch einen Vertrag mit Österreich vom 2. November auf die Seite der Gegner Frankreichs über. Durch seinen abermaligen Bündniswechsel, der durch die bestehenden verwandtschaftlichen Bindungen nach Russland erleichtert wurde, sicherte König Friedrich seinem Land langfristig die Fortexistenz. In den Verhandlungen des Wiener Kongresses 1814/15 blieben sowohl der territoriale Bestand Württembergs als auch der Status als Königreich unangetastet.

Die politische Konstitution Württembergs erfuhr in der Epoche Napoleons tief greifende Umwälzungen. Herzog Friedrich, von einem autokratischen Herrschaftsverständnis geprägt, nutzte am 30. Dezember 1805 die bevorstehende Erhebung seines Staates zum Königreich, um die altwürttembergische landständische Verfassung aufzuheben. Gleichzeitig wurde das bisherige Herzogtum mit den neuwürttembergischen Gebieten vereinigt. Das Königreich Württemberg wurde unter Friedrich im Sinne des „Aufgeklärten Absolutismus“ regiert, d. h. durch eine starke fürstliche Spitze und die ihr verpflichtete Bürokratie. Erst in der nach-napoleonischen Zeit, im Jahr 1819, erhielt Württemberg unter Friedrichs Sohn und Nachfolger, König Wilhelm I. (1781 – 1864, reg. 1816 – 1864), eine Verfassung und wurde damit in eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt.

Das württembergische Militärwesen war während der Regierungszeit Herzog bzw. König Friedrichs häufigen und grundlegenden Reformen unterworfen.[81]81
  Zum Folgenden vgl. Sauer 1967; Cordes 1987; Nafziger 1987; Harder 1987, S. 48 – 62, 64; Paul 2005, S. 752 – 832.


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In den Jahren 1798 bis 1800 setzte Friedrich – zum Teil gegen den Landtag – eine Erhöhung der Mannschaftsstärke des württembergischen Heeres von etwa 3.000 auf über 6.300 Mann und eine Neuaufstellung der Formationen durch. In einem für „Neuwürttemberg“ gültigen Rekrutierungsgesetz vom 21. Februar 1803 wurde erstmals eine allgemeine Dienstpflicht der Untertanen formuliert. Der französisch-württembergische Allianzvertrag vom Oktober 1805 brachte eine Erhöhung der Mannschaftsstärke und eine Neuformierung der Truppen. Anfang 1806 hielt Württemberg knapp 10.000 Mann unter Waffen. Bereits im Januar 1806 und nochmals im Jahr 1807 wurde das nunmehrige königliche Armeekorps erneut reorganisiert. Im März 1806 wurde zudem neben dem bereits seit 1704 bestehenden, kollegial organisierten Kriegsrat das Amt eines Kriegsministers geschaffen und mit Herzog Wilhelm von Württemberg, einem Bruder des Königs, besetzt. De facto spielte jedoch der Kriegsrat weiterhin die wichtigste Rolle in der Militärverwaltung. Für die folgenden Entwicklungen auf dem Gebiet des Militärwesens waren die Verpflichtungen maßgebend, die Friedrich beim Beitritt zum Rheinbund im Sommer 1806 eingegangen war. Württemberg oblag, im Kriegsfall 12.000 Mann für die französische Armee zu stellen. Kurz nach der Gründung des Rheinbundes erließ König Friedrich am 6. August 1806 eine Militärkonskriptionsordnung, in der eine Wehrdienstverpflichtung aller Untertanen festgeschrieben wurde. Die militärische Dienstzeit bei der Infanterie betrug acht, bei der Kavallerie zehn Jahre. Zudem war vorgesehen, die Veteranen in sogenannte Landbataillone einzugliedern. Faktisch existierten nach 1806 noch zahlreiche Ausnahmen von der allgemeinen Wehrpflicht. Diese wurden in den Jahren 1809 und 1810 erheblich eingeschränkt. Eine vom König am 20. August 1809 erlassene Militärkonskriptionsordnung, ausführlichere „Instruktionen zum Konskriptionsgesetz“ vom 19. September 1809 sowie einzelne Anweisungen Friedrichs weiteten die militärische Dienstpflicht auf nahezu alle männlichen Württemberger aus. Die Bestimmungen Friedrichs ermöglichten eine Vermehrung der württembergischen Armee auf knapp 29.000 Mann. Die Erhöhung der Mannschaftsstärke machte bereits 1809 eine erneute Reorganisation der Streitkräfte nötig. Auch in den folgenden Jahren fanden Umstrukturierungen der einzelnen Truppenteile statt, deren Zahl sich jedoch nicht mehr grundlegend änderte. Der Kriegsrat, dessen Leitung ab 1809 faktisch der Vizepräsident übernommen hatte, war seit dem 1. Juli 1811 nicht mehr kollegial, sondern monokratisch organisiert. Die tatsächliche Leitung der württembergischen Militärverwaltung lag seit 1810 in den Händen von Friederich August Freiherr von Phull (1767 – 1840), einem Cousin des früheren preußischen Generalstabschefs Karl Ludwig von Phull, der im Dezember 1806 in russische Dienste getreten war.[82]82
  Mährle 2014.


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Für den Feldzug gegen Russland stellte Württemberg ein Kontingent von 15.800 Mann, von denen im Winter 1812/13 nur etwa 500 Mann ins Herzogtum Warschau zurückkehrten. Der fast vollständige Verlust des ins Feld gezogenen Armeekorps machte im Winter 1813 umfangreiche Rekrutenaushebungen sowie eine rasche Reorganisation der Armee erforderlich. Im Frühjahr 1813 umfasste das württembergische Heer etwa 24.000 Mann, von denen 11.600 Mann ins Feld zogen, während die übrigen 12.400 in den Garnisonen verblieben. Auch das württembergische Armeekorps des Jahres 1813 erlitt schwerste Verluste. Ende Oktober 1813 langten etwa 1.200 Mann in der Heimat an. Da sich Friedrich bei seinem Bündniswechsel auf die Seite der Gegner Napoleons Ende Oktober/ Anfang November zur Stellung großer Truppenkontingente (je 12.000 Mann 1813 und 1814) verpflichtet hatte, musste erneut binnen kurzer Frist eine Armee aufgebaut werden. Württemberg rief zudem im Januar 1814 den Landsturm auf, der das Land bei einem eventuellen französischen Angriff verteidigen sollte. Die entsprechenden Planungen gingen von 100.000 bis 110.000 Mann aus und erfassten alle Waffenfähigen zwischen 18 und 60 Jahren. Aufgrund der alliierten Erfolge in Frankreich im Frühjahr 1814 kamen sie allerdings nicht zur Umsetzung. Weitere Reformen, die das württembergische Militärwesen auf eine neue Grundlage stellten, folgten nach dem Sieg über Frankreich im März 1814 bzw. nach dem definitiven Ende der napoleonischen Herrschaft im Jahr 1815. Sie wurden zum Teil noch von König Friedrich, im Wesentlichen jedoch von seinem Nachfolger Wilhelm durchgeführt und brachten eine Anpassung der Militärverwaltung und der Heeresgliederung an die Erfordernisse eines Friedensheeres. In diesem Zusammenhang wurde der Personalbestand des württembergischen Heeres deutlich reduziert.

3. Die württembergische Armee im Krieg 1812 – 1814

Württemberg war als Rheinbundstaat zur Stellung eines Truppenkontingents für den im Jahr 1812 ausgebrochenen Krieg zwischen Frankreich und Russland verpflichtet.[83]83
  Zu den Feldzügen von 1812 bis 1814 aus württembergischer Sicht vgl. bes. [Rössler] 1820, S. 195 – 456; Miller 1822; Pfister 1897a; Pfister 1897b; Gerhardt 1937; Kraft 1953, S. 192 – 232. Demnächst: Bickhoff/ Mährle (vgl. Anm. 1).


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Bereits im Frühjahr 1811, als sich die Spannungen zwischen den Imperien Napoleons und Alexanders zugespitzt hatten und eine russische Militäroffensive gegen das Herzogtum Warschau gedroht hatte, war ein württembergisches Infanterieregiment nach Danzig kommandiert worden. Anfang Februar 1812 erhielt König Friedrich von Napoleon den Befehl zur Mobilmachung eines Armeekorps zum Feldzug gegen Russland.[84]84
  HStA Stuttgart, G 243 Bü 60, Brief Napoleons an König Friedrich I. von Württemberg vom 27. Januar 1812.


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Der württembergische König stand einem Krieg gegen das Zarenreich ablehnend gegenüber. Er versuchte im Vorfeld des militärischen Konflikts – vergeblich – mäßigend auf Napoleon einzuwirken und eine Durchführung des Feldzugs zu verhindern. Vor allem zwei Gründe waren hierfür Ausschlag gebend. Zum einen war das Haus Württemberg, wie bereits erwähnt, dynastisch eng mit der Zarenfamilie verbunden. Eine Schwester Friedrichs, Maria Feodorowna, war die Mutter des amtierenden Zaren Alexander. Andere Mitglieder des Hauses Württemberg, zum Beispiel Alexander Herzog von Württemberg, ein Bruder des Königs, sowie Eugen Herzog von Württemberg, ein Neffe aus der schlesischen Linie, dienten in hoher Funktion in der russischen Verwaltung bzw. im Militär.[85]85
  Zum Dienst von Angehörigen des Hauses Württemberg in Russland vgl. Maleewa. Zu Alexander Herzog von Württemberg vgl. bes. Wiebeking 1835; Sauer 1997b; Raberg 2001, S. 1038. Zu Eugen Herzog von Württemberg vgl. bes. Ow 1997; Eliseew 1999; Ow 2000; Raberg 2001, S. 1041. Demnächst: Denis Sdvižkov: Très brave au feu, peu fortuné. Der russische General Eugen von Württemberg im Porträt, in: Bickhoff/ Mährle, Armee im Untergang (wie Anm. 1).


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Zum anderen versprach ein Feldzug gegen Russland für Württemberg und seinen König Friedrich keine politischen Vorteile. Arrondierungen des Staatsgebiets, die Friedrich nach dem französisch-österreichischen Krieg 1809 noch erlangen konnte, waren 1812 unabhängig vom Ausgang des Krieges nicht zu erwarten. Hingegen musste Friedrich, der die Verhältnisse im russischen Heer aus seiner eigenen Militärzeit im Zarenreich gut kannte, befürchten, dass ein Großteil seiner Streitmacht für französische Kriegsziele geopfert werden würde.

Da der König keine Möglichkeit hatte, sich seinen Bündnisverpflichtungen zu entziehen, rückte im März 1812 ein württembergisches Truppenkontingent ins Feld. Es umfasste etwa 10.000 Mann Infanterie, 1.000 Mann Artillerie und 2.300 Mann Kavallerie. In späteren Kriegsphasen sollten noch das seit Frühjahr 1811 in Danzig stationierte Infanterie-Regiment Nr. 7 sowie Ergänzungstruppen in den Krieg gegen Russland involviert werden. Das Oberkommando über die württembergischen Regimenter hatte König Friedrich seinem Sohn, Kronprinz Friedrich Wilhelm, dem späteren König Wilhelm I., übertragen. Der König verband mit dieser Personalentscheidung unter anderem die Hoffnung, dass die württembergischen Truppen als geschlossener Verband am Krieg teilnehmen konnten. Diese Hoffnung sollte sich nicht erfüllen: Der Großteil der württembergischen Regimenter bildete seit Ende März die 25. Division des französischen Heeres, die Teil des dritten, von Marschall Michel Ney geführten Armeekorps war. Hingegen wurde das Kavallerie-Regiment Nr. 3 Jäger Herzog Louis dem 40.000 Mann starken Kavalleriereservekorps der Grande Armée zugeschlagen, welches vom neapolitanischen König Joachim Murat befehligt wurde.[86]86
  Starklof 1862, hier bes. S. 185 – 277.


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In der ersten Phase des Feldzuges hatte die Ernennung des Kronprinzen zum Oberbefehlshaber der württembergischen Truppen sogar deutlich negative Rückwirkungen auf die Situation der Soldaten. Napoleon, der durch die Berufung der hochgestellten fürstlichen Persönlichkeit seine unumschränkte Befehlsgewalt über die württembergischen Regimenter – wohl nicht zu Unrecht – gefährdet sah, zielte darauf ab, Friedrich Wilhelm und seine Truppen zu demütigen. Aus diesem Grund benachteiligte er das württembergische Kontingent bei der Verpflegung und bei der Zuweisung von Quartieren. Hohe Befehlshaber der 25. Division stellte er beim Durchmarsch durch Polen ungerechtfertigterweise vor der ganzen Armee bloß. Der Kaiser bemängelte die Disziplin der württembergischen Regimenter und behauptete, schwäbische Soldaten hätten gegen seinen Befehl im Land geplündert. Erst nachdem Kronprinz Friedrich Wilhelm im Juli wegen einer Erkrankung die Armee verlassen musste, besserte sich die Behandlung der Württemberger durch die französische Armeeführung.

Nach dem Überschreiten des Niemen durch die Grande Armée war das Gros des württembergischen Kontingents zunächst als Nachhut des von Michel Ney geführten Armeekorps eingesetzt. Die schwäbischen Truppen zogen nördlich an Vilnius vorbei und wandten sich anschließend gegen die Düna. Die Einteilung als Arrièregarde trug erheblich dazu bei, dass der Feldzug für die württembergischen Soldaten bereits in den Sommermonaten desaströs verlief. Da die Regimenter stets durch Landstriche zogen, die durch die vor ihnen ziehenden Truppen aller Lebensmittel beraubt waren, litten sie besonders stark unter den Nahrungsmittelengpässen in der französischen Armee und waren nicht zuletzt deshalb von Krankheiten in katastrophaler Weise betroffen. Ohne dass die Truppen König Friedrichs im Gefecht gestanden hätten, reduzierte sich der Personalbestand der nach Russland kommandierten Infanterie in den ersten sechs Kriegswochen von knapp 10.000 auf etwa 4.000 Mann. Etwas besser als den württembergischen Truppen, die dem III. französischen Armeekorps zugewiesen waren, erging es dem Kavallerie-Regiment Nr. 3 Jäger Herzog Louis, das unter dem Befehl Murats stand. Dieses Regiment war Teil der Avantgarde der Grande Armée und hatte zunächst weniger unter Versorgungsschwierigkeiten zu leiden. Die Formation nahm am 5. Juli am Gefecht bei Daugeliszky (Daukšiškė) sowie am 8. August an den Kämpfen bei Inkowo teil.

Während die Louisjäger anschließend bis kurz vor der Schlacht von Borodino im Rückraum der französischen Armee operierten, kam das Gros der württembergischen Truppen in den Feldschlachten im Raum Smolensk erstmals ins Gefecht. Bei der Belagerung und Einnahme der Stadt Smolensk sowie im Kampf mit der russischen Nachhut im sogenannten Heiligen Tal (Walutina Gora) hatten die schwäbischen Formationen überaus schwierige operative Aufgaben zu lösen. Dies war kein Zufall, war es doch ein Prinzip Napoleons, die Truppen der Verbündeten mit eher problematischen Aufträgen zu betrauen. Die Württemberger kämpften nach den vorliegenden Berichten sowohl bei Smolensk als auch wenige Wochen später bei Borodino tapfer und hatten ihren Anteil an den französischen Erfolgen. Dieser ist allerdings aufgrund der geringen Personalstärke des württembergischen Kontingents nicht allzu hoch zu veranschlagen. Wie sehr Napoleon dennoch den Einsatz der schwäbischen Soldaten zu schätzen wusste, zeigte sich unter anderem daran, dass er nach den Gefechten zahlreiche Württemberger mit dem Orden der Ehrenlegion bedachte. Nach der Schlacht von Borodino verlieh der Kaiser Marschall Michel Ney, dem Befehlshaber des III. Armeekorps der Grande Armée (und damit auch des Großteils der württembergischen Truppen), den Ehrentitel eines „Fürsten von der Moskwa“.

Der Aufenthalt in Moskau bedeutete für die Mehrzahl der noch etwa 1.200 kampffähigen württembergischen Soldaten eine willkommene Erholungsphase. Die Militärangehörigen konnten neue Kräfte schöpfen und ihr Gerät wieder instand setzen. Zudem wurden ein sogenanntes Marschbataillon, das zum größten Teil aus Rekonvaleszenten bestand, sowie die Kompanie von Valois, die den erkrankten Kronprinzen Friedrich Wilhelm nach Vilnius zurückbegleitet hatte, herangeführt. Der eklatante Mangel an Pferden, unter dem die wüttembergischen Regimenter wie zahlreiche andere Einheiten der Grande Armée litten, ließ sich allerdings nicht beheben. Nicht in Moskau stationiert waren die nach wie vor unter Joachim Murats Kommando stehenden Louisjäger, deren Zahl sich von 580 auf 115 reduziert hatte. Sie bezogen eine Position südlich von Moskau und nahmen am 18. Oktober an der Schlacht von Tarutino (Winkowo) teil. Anschließend löste sich das Regiment wegen Personalmangel auf (20. Oktober).[87]87
  Starklof 1862, S. 256.


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Auf dem Rückmarsch von Moskau bis zur Grenze des Russischen Reiches teilten die württembergischen Soldaten das Los der gesamten napoleonischen Armee. Sukzessive reduzierte sich die Personalstärke der eingesetzten Regimenter. Viele Militärangehörige starben an Hunger, Kälte, Entkräftung und Krankheit oder gerieten in Kriegsgefangenschaft. Letztmals kämpften die Württemberger am 3. November bei Wiazma im geschlossenen Verband. Bei Krasnoi (Krasnyj), etwa 50 km westlich von Smolensk, drohte den verbliebenen Resten der schwäbischen Formationen die völlige Vernichtung, als das von Ney geführte Armeekorps Gefahr lief, abgeschnitten zu werden. Diese Katastrophe konnte abgewendet werden. Nichtsdestotrotz fanden sich Anfang Januar am Sammelplatz der Württemberger in Inowrazlaw (Inowroclaw, Neubrenslau) westlich von Thorn lediglich etwa 500 Mann ein.

Nach der zügigen Neuaufstellung der württembergischen Regimenter Anfang 1813 konnte im April dieses Jahres ein Korps von gut 7.200 Mann, darunter allerdings viele schlecht ausgebildete Soldaten, in Richtung des sächsischen Kriegsschauplatzes in Marsch gesetzt werden. Die württembergischen Truppen empfingen in der für Napoleon siegreichen Schlacht von Bautzen am 20./21. Mai ihre Feuertaufe. Zehn Tage später standen sie in einem kleineren Gefecht bei Jauer. Auch wenn diese Kämpfe erfolgreich bestritten werden konnten, wogen die Verluste von etwa einem Viertel der eingesetzten Soldaten schwer. Während des Waffenstillstandes zwischen Anfang Juni und Mitte August 1813 kamen weitere 4.360 Mann aus Württemberg ins Feld. Die schwäbischen Regimenter kämpften am 6. September in der Schlacht bei Dennewitz gegen die alliierte Nordarmee. Bei der französischen Niederlage erlitten sie hohe Verluste von über 2.200 Mann. In der Völkerschlacht bei Leipzig war die württembergische Division – bereits stark dezimiert – vor allem mit Verteidigungsaufgaben betraut und hatte nur geringe Feindberührung. Ein Skandalon war der Übergang einer von Graf Normann geführten Reiterbrigade auf die Seite der Alliierten. Ende Oktober langten die Reste des württembergischen Armeekorps, etwa 1.200 Mann, in Württemberg an.

Der Herbstfeldzug des Jahres 1813 war der letzte Waffengang, in der württembergische Truppen auf der Seite Napoleons kämpften. Nach dem Bündniswechsel König Friedrichs in den Wochen nach der Völkerschlacht bei Leipzig nahmen neu aufgestellte schwäbische Regimenter unter dem Kommando von Kronprinz Friedrich Wilhelm am Frühjahrsfeldzug in Frankreich teil. Unter anderem waren sie an den Schlachten von La Rothière, Montereau, Arcis-sur-Aube und Fère-Champenoise beteiligt. Unter den alliierten Truppen, die am 31. März in die französische Hauptstadt Paris einzogen, befanden sich auch zwei württembergische Infanteriebataillone.


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