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  • Текст добавлен: 8 ноября 2023, 02:10


Автор книги: Леопольд Захер-Мазох


Жанр: Иностранные языки, Наука и Образование


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Dann stießen mich ihre schwarzen Teufelinnen in den Acker. Die eine führte den Pflug, die andere lenkte mich mit dem Seil, die dritte trieb mich mit der Peitsche an, und Venus im Pelz stand zur Seite und sah zu.


Wie ich ihr am nächsten Tage das Diner serviere, sagt Wanda: «Bringe noch ein Gedeck. Ich will, dass du heute mit mir speisest«. Und als ich ihr gegenüber Platz nehmen will: «Nein, zu mir, ganz nahe zu mir.»

Sie ist in bester Laune, gibt mir Suppe mit ihrem Löffel, füttert mich mit ihrer Gabel, legt dann den Kopf wie ein spielendes Kätzchen auf den Tisch und kokettiert mit mir. Es will das Unglück, dass ich Haydée etwas länger ansehe, als es vielleicht nötig ist. Mir fällt erst jetzt ihre edle, beinahe europäische Gesichtsbildung, die herrliche Büste auf. Die schöne Teufelin bemerkt, dass sie mir gefällt. Kaum hat sie das Zimmer verlassen, so springt Wanda vor Zorn flammend auf.

«Was, du wagst es, vor mir ein anderes Weib so anzusehen! Sie gefällt dir am Ende besser wie ich. Sie ist noch dämonischer.»

Ich erschrecke, so habe ich sie noch nie gesehen. Sie ist plötzlich bleich bis in die Lippen und zittert am ganzen Leib. Venus im Pelz ist eifersüchtig auf ihren Sklaven. Sie reißt die Peitsche vom Nagel herab und haut mich ins Gesicht. Dann ruft sie die schwarzen Dienerinnen. Sie binden mich schleppen in den Keller herab. Sie werfenmich in ein dunkles, feuchtes, unterirdisches Gewölbe.

Dann fällt die Tür in das Schloß, ein Schlüssel singt im Schloß. Ich bin gefangen, begraben.


Da liege ich nun. Ich weiß nicht wie lange. Gebunden wie ein Kalb auf einem Bund feuchten Strohs, ohne Licht, ohne Speise, ohne Trank, ohne Schlaf. Sie ist imstande und lässt mich verhungern, wenn ich nicht früher erfriere. Die Kälte schüttelt mich. Oder ist es das Fieber? Ich glaube, ich fange an, dieses Weib zu hassen.


Ein roter Streifen, wie Blut, schwimmt über dem Boden, es ist Licht, das durch die Tür fällt, jetzt wird sie geöffnet.

Wanda erscheint an der Schwelle, in ihren Zobelpelz gehüllt. Sie leuchtet mit einer Fackel hinein.

«Lebst du noch?» fragt sie.

«Kommst du, mich zu töten?» antworte ich mit matter, heiserer Stimme. Mit zwei hastigen Schritten ist Wanda bei mir, kniet an meinem Lager nieder und nimmt meinen Kopf in ihren Schoß. – «Bist du krank – wie deine Augen glühen, liebst du mich? Ich will, dass du mich liebst.»

Sie zieht einen kurzen Dolch hervor. Ich schrecke zusammen, wie seine Klinge mir vor den Augen blitzt. Ich glaube wirklich, dass sie mich töten will. Sie aber lacht und durchschneidet die Stricke, die mich fesseln.


Sie lässt mich jetzt jeden Abend nach dem Mittagessen kommen. Sie lässt sich von mir vorlesen. Sie bespricht mit mir allerhand anziehende Fragen und Gegenstände. Dabei scheint sie ganz verwandelt. Es ist, als schäme sie sich der Wildheit, der Roheit. Eine rührende Sanftmut verklärt ihr ganzes Wesen. Wenn sie mir zum Abschied die Hand reicht, dann liegt in ihrem Auge übermenschliche Gewalt der Güte und Liebe, welche uns Tränen entlockt, bei der wir alle Leiden des Daseins vergessen und alle Schrecken des Todes[29]29
  Wenn sie mir zum Abschied die Hand reicht, dann liegt in ihrem Auge übermenschliche Gewalt der Güte und Liebe, welche uns Tränen entlockt, bei der wir alle Leiden des Daseins vergessen und alle Schrecken des Todes. – Когда она протягивает мне на прощание руку, в ее глазах появляется сверхчеловеческая сила доброты и любви, которая вызывает у нас слезы, благодаря которой мы забываем все страдания существования и все ужасы смерти.


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.


Ich lese ihr die Manon l’ Escault. Sie fühlt die Beziehung, sie spricht zwar kein Wort, aber sie lächelt von Zeit zu Zeit. Endlich klappt sie das kleine Buch zu.

«Wollen Sie nicht weiterlesen, gnädige Frau?»

«Heute nicht. Heute spielen wir selbst Manon l’ Escault. Ich habe ein Rendezvous in den Cascinen und Sie, mein lieber Chevalier, werden mich zu demselben begleiten. Ich weiß, Sie tun es, nicht?»

«Sie befehlen.»

«Ich befehle nicht, ich bitte Sie darum», spricht sie mit unwiderstehlichem Liebreiz. Dann steht sie auf, legt die Hände auf meine Schultern und sieht mich an.

«Diese Augen!» ruft sie aus, «ich liebe dich so, Severin, du weißt nicht, wie ich dich liebe.»

«Ja», entgegne ich bitter, «so sehr, dass Sie einem anderen ein Rendezvous geben.»

«Das tue ich ja nur, um dich zu reizen», antwortet sie lebhaft, «ich muss Anbeter haben, damit ich dich nicht verliere. Ich will dich nie verlieren, niemals, hörst du, denn ich liebe nur dich, dich allein.»

Sie hing leidenschaftlich an meinen Lippen.

«Oh! Könnte ich dir, wie ich möchte, meine ganze Seele im Kuss hingeben – so – nun aber komme.»

Sie schlüpfte in einen einfachen, schwarzen Samtpaletot und umhüllte ihr Haupt mit einem dunklen Baschlik. Dann ging sie rasch durch die Galerie und stieg in den Wagen.

«Gregor wird mich fahren», rief sie dem Kutscher zu, der sich befremdet zurückzog.

Ich stieg auf den Bock und peitschte zornig in die Pferde.

In den Cascinen stieg Wanda aus. Es war Nacht. Nur einzelne Sterne blickten durch die grauen Wolken. Am Arno stand ein Mann in einem dunklen Mantel und einem Räuberhut. Er blickte in die gelben Wellen. Wanda schritt rasch durch das Gebüsch zur Seite und schlug ihn auf die Achsel. Ich sah noch, wie er sich zu ihr wendete, ihre Hand fasste. Dann verschwanden sie hinter der grünen Wand. Eine qualvolle Stunde. Endlich raschelt es seitwärts im Laub. Sie kehrten zurück. Der Mann begleitet sie an den Wagen. Das Licht der Laterne fällt voll und grell auf ein unendlich jugendliches, sanftes und schwärmerisches Gesicht. Ich habe es nie gesehen. Sie reicht ihm die Hand. Er küsst sie ehrfurchtsvoll. Dann winkt sie mir. Im Nu fliegt der Wagen längs der langen Laubwand davon. Sie steht wie eine grüne Tapete gegen den Fluss.

Man läutet an der Gartenpforte. Ein bekanntes Gesicht. Der Mann aus den Cascinen.

«Wen darf ich melden?» frage ich französisch. Der Angeredete schüttelt beschämt den Kopf.

«Verstehen Sie vielleicht etwas deutsch?» fragte er schüchtern.

«Jawohl. Ich bitte also um Ihren Namen.»

«Ah! Ich habe leider noch keinen», antwortet er verlegen. «Sagen Sie Ihrer Herrin nur, der deutsche Maler aus den Cascinen wäre da und bäte. Doch da ist sie selbst.»

Wanda war auf dem Balkon und nickte dem Fremden zu.

«Gregor, führe den Herrn zu mir», rief sie mir zu.

Ich wies dem Maler die Treppe.

«Ich bitte, ich finde jetzt schon. Ich danke, danke sehr», damit sprang er die Stufen empor. Ich blieb unten stehen und sah dem armen Deutschen mit tiefem Mitleid nach.

Venus im Pelz hat seine Seele in ihren roten Haarschlingen gefangen. Er wird sie malen und dabei verrückt werden.


Ein sonniger Wintertag. Auf den Blättern der Baumgruppen. Auf dem grünen Plan der Wiese zittert es wie Gold. Die Kamelien am Fuß der Galerie prangen im reichsten Knospenschmuck. Wanda sitzt in der Loggia und zeichnet. Der deutsche Maler aber steht ihr gegenüber. Die Hände sind wie anbetend ineinandergelegt. Er sieht ihr zu, nein und blickt in ihr Antlitz. Er ist ganz versunken in ihren Anblick, wie entrückt.

Sie aber sieht es nicht. Sie sieht auch mich nicht, wie ich mit dem Spaten in der Hand die Blumenbeete umgrabe, nur um sie zu sehen, ihre Nähe zu fühlen, die wie Musik, wie Poesie auf mich wirkt[30]30
  Sie sieht auch mich nicht, wie ich mit dem Spaten in der Hand die Blumenbeete umgrabe, nur um sie zu sehen, ihre Nähe zu fühlen, die wie Musik, wie Poesie auf mich wirkt. – Она также не видит меня, когда я копаю клумбы с лопатой в руке, только чтобы увидеть ее, почувствовать ее близость, которая действует на меня как музыка, как поэзия.


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Der Maler ist fort. Es ist ein Wagnis, aber ich wage es. Ich trete zur Galerie, ganz nahe und frage Wanda: «Liebst du den Maler, Herrin?»

Sie sieht mich an, ohne mir zu zürnen, schüttelt den Kopf. Endlich lächelt sie sogar. «Ich habe Mitleid mit ihm», antwortet sie, «aber ich liebe ihn nicht. Ich liebe niemand. Dich habe ich geliebt, so innig, so leidenschaftlich, so tief wie ich nur lieben konnte. Aber jetzt liebe ich auch dich nicht mehr. Mein Herz ist tot. Und das macht mich wehmütig.»

«Wanda!» rief ich schmerzlich.

«Auch du wirst mich bald nicht mehr lieben», fuhr sie fort. «Sag es mir, wenn es einmal so weit ist. Ich will dir dann die Freiheit zurückgeben.»

«Dann bleibe ich mein ganzes Leben dein Sklave. Denn ich bete dich an und werde dich immer anbeten», rief ich, von jenem Fanatismus der Liebe ergriffen.

Wanda betrachtete mich mit einem seltsamen Vergnügen. «Bedenke es wohl», sprach sie, «ich habe dich unendlich geliebt. Ich war despotisch gegen dich, um deine Phantasie zu erfüllen. Jetzt zittert noch etwas von jenem süßen Gefühl als innige Teilnahme für dich in meiner Brust, wenn auch dies verschwunden ist. Wer weiß, ob ich dich dann frei gebe, ob ich dann nicht wirklich grausam, unbarmherzig, ja roh gegen dich werde. Macht es mir nicht eine diabolische Freude, während ich gleichgültig bin oder einen anderen liebe. Muss ich den Mann quälen, foltern, und an seiner Liebe für mich sterben sehen. Bedenke das wohl!»

«Ich habe alles längst bedacht», erwiderte ich. «Ich kann nicht sein, nicht leben ohne dich. Ich sterbe, wenn du mir die Freiheit gibst. Lass mich dein Sklave sein. Töte mich, aber stoße mich nicht von dir.»

«Nun, so sei mein Sklave», erwiderte sie. «Aber vergiss nicht, dass ich dich nicht mehr liebe. Deine Liebe hat daher keinen größeren Wert für mich, wie die Ähnlichkeit eines Hundes.»


Heute habe ich die mediceische Venus besucht.

Es war noch zeitig. Der kleine achteckige Saal der Tribuna war wie ein Heiligtum mit Dämmerlicht gefüllt. Ich stand in tiefer Andacht vor dem stummen Götterbild.

Aber ich stand nicht lange.

Es war noch kein Mensch in der Galerie, nicht einmal ein Engländer. Da lag ich auf meinen Knien und blickte auf den holden, schlanken Leib, die knospende Brust, in das jungfräulich wollüstige Angesicht mit den halbgeschlossenen Augen, auf die duftigen Locken.


Die Klingel der Gebieterin.

Es ist Mittag. Sie aber liegt noch im Bett, die Arme im Nacken verschlungen. «Ich werde baden», spricht sie, «und du wirst mich bedienen. Schließe die Tür.»

Ich gehorchte.

«Nun geh und versichere dich, dass auch unten gesperrt ist.»

Ich stieg die Wendeltreppe, die aus ihrem Schlafzimmer in das Badezimmer führte. Die Füße brachen mir, Ich musste mich auf das eiserne Geländer stützen. Nachdem ich die Tür in die Loggia und den Garten verschlossen fand, kehrte ich zurück. Wanda saß jetzt mit offenem Haar, in ihrem grünen Samtpelz auf dem Bett. Bei einer raschen Bewegung sah ich, dass sie nur mit dem Pelz bekleidet war. Ich erschrak. Ich weiß nicht warum, so furchtbar, wie ein zum Tod Verurteilter.

«Komm, Gregor, nimm mich auf die Arme.»

«Wie, Herrin?»

«Nun, du sollst mich tragen. Verstehst du nicht?»

Ich hob sie auf, sodass sie auf meinen Armen saß. Und wie ich so mit ihr die Treppe langsam, Stufe für Stufe, hinabstieg und ihr Haar von Zeit zu Zeit an meine Wange schlug und ihr Fuß sich leicht auf mein Knie stemmte, da erbebte ich unter der schönen Last. Ich dachte, ich musste jeden Augenblick unter ihr zusammenbrechen.

Das Badezimmer bestand aus einer weiten und hohen Rotunde. Sie bekam ihr weiches, ruhiges Licht von oben durch die rote Glaskuppel. Zwei Palmen breiteten ihre großen Blätter als grünes Dach über ein Ruhebett aus roten Polstern. Die Stufen waren mit türkischen Teppichen belegt und führten in das weite Marmorbassin. Es stand in der Mitte.

«Oben auf meinem Nachttisch liegt ein grünes Band», sagte Wanda. «Bringe es mir und bringe mir auch die Peitsche.»

Ich flog die Treppe hinauf und zurück und legte beides kniend in die Hand der Gebieterin. Dann bereitete ich das Bad. Ich zeigte mich recht ungeschickt dabei, da mir Hände und Füße den Dienst versagten. Jedesmal, wenn ich das schöne Weib auf den Polstern lag und ihr holder Leib von Zeit zu Zeit betrachten musste – es war nicht mein Wille – es zwang mich eine magnetische Gewalt. Ich empfand, wie alle Wollust, alle Lüsternheit nur in dem Halbverhüllten liegt. Ich empfand es noch lebhafter, als endlich das Bassin gefüllt war und Wanda mit einer einzigen Bewegung den Pelzmantel abwarf. Sie stand wie die Göttin in der Tribuna vor mir.

In diesem Augenblick erschien sie mir in ihrer unverhüllten Schönheit so heilig, dass ich vor ihr in die Knie sank und meine Lippen andächtig auf ihren Fuß presste.

Meine Seele floß auf einmal ruhig. Wanda hatte jetzt auch nichts Grausames mehr für mich.

Sie stieg langsam die Stufen hinab. Ich konnte mit einer stillen Freude sie betrachten, wie sie in der kristallenen Flut auf– und abtauchte, und wie die Wellen gleichsam verliebt um sie spielten.

Unser nihilistischer Ästhetiker hat doch recht: ein wirklicher Apfel ist schöner als ein gemalter. Und ein lebendiges Weib ist schöner als eine Venus aus Stein. Und als sie dann aus dem Bad stieg, eine stumme Verzückung umfing mich. Ich schlug die Linnen um sie, um ihren herrlichen Leib zu trocknen. Jene ruhige Seligkeit blieb mir jetzt auch. Als sie wieder in dem großen Samtmantel auf den Polstern ruhte, schmiegten sich die elastischen Zobelfelle begehrlich an ihren kalten Marmorleib. Sie stützte sich auf den linken Arm, wie ein schlafender Schwan, während ihre Rechte nachlässig mit der Peitsche spielte.

Zufällig glitt mein Blick über den massiven Spiegel an der Wand gegenüber. Ich schrie auf, denn ich sah uns in seinem goldenen Rahmen wie im Bild. Dieses Bild war so wunderbar schön, so seltsam, so phantastisch, dass mich eine tiefe Trauer bei dem Gedanken fasste, dass seine Linien, seine Farben zerrinnen sollen wie Nebel.

«Was hast du?» fragte Wanda.

Ich deutete auf den Spiegel.

«Ah! Es ist in der Tat schön», rief sie aus, «schade, dass man den Augenblick nicht festhalten kann.»

«Und warum nicht?» fragte ich, «wird nicht jeder Künstler, auch der berühmteste, stolz darauf sein, wenn du ihm erlaubst, dich mit seinem Pinsel zu verewigen?»

«Der Gedanke, dass diese außerordentliche Schönheit», fuhr ich fort, sie mit Begeisterung betrachtend. «Diese herrliche Bildung des Gesichtes, dieses seltsame Auge mit seinem grünen Feuer, dieses dämonische Haar, diese Pracht des Leibes für die Weit verloren gehen sollen, ist entsetzlich. Es fasst mich mit allen Schauern des Todes, der Vernichtung an. Dich aber soll die Hand des Künstlers ihr entreißen. Du darfst nicht wie wir anderen ganz und für immer untergehen, ohne eine Spur deines Daseins zurückzulassen. Dein Bild muss leben, wenn du selbst schon längst zu Staub zerfallen bist. Deine Schönheit muss über den Tod triumphieren!»

Wanda lächelte.

«Schade, dass das heutige Italien keinen Titian oder Raphael hat», sprach sie, «Vielleicht ersetzt die Liebe das Genie. Wer weiß. Unser kleiner Deutscher?»

Sie dachte nach.

«Ja, er soll mich malen. Ind ich werde dafür sorgen, dass ihm Amor die Farben mischt.»


Der junge Maler hat in ihrer Villa sein Atelier aufgeschlagen. Sie hat ihn vollkommen im Netz. Er hat eben eine Madonna angefangen, eine Madonna mit rotem Haare und grünen Augen! Aus diesem Rasseweib ein Bild der Jungfräulichkeit machen. Das kann nur der Idealismus eines Deutschen. Der arme Bursche ist wirklich beinahe noch ein größerer Esel als ich. Das Unglück ist nur, dass unsere Titania unsere Eselohren zu früh entdeckt hat.

Nun lacht sie über uns. Wie sie lacht, höre ich ihr übermütiges, melodisches Lachen in seinem Studio. Ich stehe drunter und eifersüchtig lausche.

«Sind Sie toll, mich – ah! es ist nicht zu glauben, mich als Mutter Gottes!» – rief sie und lachte wieder. «Warten Sie nur, ich will Ihnen ein anderes Bild von mir zeigen, ein Bild, das ich selbst gemalt habe. Sie sollen es mir kopieren.»

Ihr Kopf erschien am Fenster.

«Gregor!»

Ich eilte durch die Galerie in das Atelier.

«Führe ihn in das Badezimmer», befahl Wanda.

Wenige Augenblicke und Wanda kam nur mit dem Zobelpelz bekleidet. Die Peitsche war in der Hand. Sie streckte sich wie damals auf den Polstern aus. Ich lag zu ihren Füßen. Sie setzte den Fuß auf mich. Ihre Rechte spielte mit der Peitsche. «Sieh mich an», sprach sie, «mit deinem tiefen, fanatischen Blick – so – so ist es recht.»

Der Maler war entsetzlich bleich. Er verschlang die Szene mit seinen schönen, schwärmerischen, blauen Augen. Seine Lippen öffneten sich, aber blieben stumm.

«Nun, wie gefällt Ihnen das Bild?»

«Ja – so will ich Sie malen», sprach der Deutsche. Aber es war eigentlich keine Sprache, es war ein Stöhnen, das Weinen einer kranken, sterbenskranken Seele.


Die Zeichnung mit der Kohle ist fertig. Die Köpfe, die Fleischpartien sind grundiert. Ihr diabolisches Antlitz tritt bereits in einigen Strichen hervor. In dem grünen Auge blitzt Leben.

Wanda steht vor der Leinwand. Die Arme waren auf der Brust verschränkt.

«Das Bild soll zugleich ein Porträt und eine Historie werden», erklärt der Maler. Er ist wieder totenbleich.

«Und wie wollen Sie es dann nennen?» fragt sie; «aber was ist Ihnen? Sind Sie krank?»

«Ich fürchte —» antwortete er mit einem verzehrenden Blick auf das schöne Weib im Pelz. «Aber sprechen wir von dem Bild.»

«Ja, sprechen wir von dem Bild.»

«Ich denke mir die Liebesgöttin, welche zu einem sterblichen Mann aus dem Olymp herabgestiegen ist. Und auf dieser modernen Erde friert sich ihr hehrer Leib in einem großen, schweren Pelz. Sie sucht ihre Füße in dem Schoße des Geliebten zu wärmen. Ich denke mir den Günstling einer schönen Despotin, welche den Sklaven peitscht. Wenn sie müde ist, ihn zu küssen. Und von ihm wird sie um so wahnsinniger geliebt, je mehr sie ihn mit Füßen tritt. Und so werde ich das Bild ›Venus im Pelz‹ nennen.»


Der Maler malt langsam. Um so rascher wächst seine Leidenschaft. Ich fürchte, er nimmt sich am Ende noch das Leben. Sie spielt mit ihm und gibt ihm Rätsel auf. Und er kann sie nicht lösen und fühlt sein Blut rieseln. Sie aber unterhält sich dabei.

Während der Sitzung nascht sie Bonbons, dreht aus den Papierhülsen kleine Kugeln und bewirft ihn damit.

«Es freut mich, dass Sie so gut aufgelegt sind, gnädige Frau», spricht der Maler, «aber Ihr Gesicht hat ganz jenen Ausdruck verloren, den ich zu meinem Bild brauche.»

«Jenen Ausdruck, den Sie zu Ihrem Bild brauchen», erwiderte sie lächelnd. «Gedulden Sie sich nur einen Augenblick.»

Sie richtet sich auf und versetzt mir einen Hieb mit der Peitsche. Der Maler blickt sie starr an. In seinem Antlitz malt sich ein kindliches Staunen, mischt sich Abscheu und Bewunderung.

Während sie mich peitscht, gewinnt Wandas Antlitz immer mehr grausamen, höhnischen Charakter. Er entzückt mich so unheimlich.

«Ist das jetzt jener Ausdruck, den Sie zu Ihrem Bild brauchen?» ruft sie. Der Maler senkt verwirrt den Blick vor dem kalten Strahl ihres Auges.

«Es ist der Ausdruck —» stammelt er, «aber ich kann jetzt nicht malen —»

«Wie?» spricht Wanda spöttisch. «Kann ich Ihnen vielleicht helfen?»

«Ja —» schreit der Deutsche wie im Wahnsinn auf – «peitschen Sie mich auch.»

«Oh! mit Vergnügen», erwidert sie, die Achseln zuckend. «Aber wenn ich peitschen soll, so will ich im Ernst peitschen.»

«Peitschen Sie mich tot», ruft der Maler.

«Lassen Sie sich also von mir binden?» fragt sie lächelnd.

«Ja«– stöhnt er.

Wanda verließ für einen Augenblick das Zimmer und kehrte mit den Stricken zurück.

«Also – haben Sie noch den Mut, sich Venus im Pelz, der schönen Despotin, auf Gnade und Ungnade in die Hände zu geben?» begann sie jetzt spöttisch.

«Binden Sie mich», antwortete der Maler dumpf. Wanda band ihm die Hände auf den Rücken, zog ihm einen Strick durch die Arme und einen zweiten um seinen Leib und fesselte ihn so an das Fensterkreuz. Dann schlug sie den Pelz zurück, ergriff die Peitsche und trat vor ihn hin.

Für mich hatte die Szene einen schauerlichen Reiz. Ich kann ihn nicht beschreiben. Ich fühlte mein Herz schlagen, als sie lachend zum ersten Hieb ausholte. Die Peitsche pfiff durch die Luft. Er zuckte unter ihr leicht zusammen. Als sie mit halb geöffnetem Mund, sodass ihre Zähne zwischen den roten Lippen blitzten, auf ihn lospeitschte, schien er sie mit seinen blauen Augen um Gnade zu bitten. Es ist nicht zu beschreiben.


Sie sitzt ihm jetzt allein. Er arbeitet an ihrem Kopf.

Mich hat sie im Nebenzimmer hinter dem schweren Türvorhang postiert.

Was sie nur hat.

Fürchtet sie sich vor ihm? Wahnsinnig genug hat sie ihn gemacht. Oder soll es eine neue Folter für mich werden? Mir zittern die Knie.

Sie sprechen zusammen. Er dämpft seine Stimme so sehr, dass ich nichts verstehen kann. Und sie antwortet ebenso. Was soll das heißen? Besteht ein Einverständnis zwischen ihnen?

Ich leide furchtbar. Mir droht das Herz zu springen.

Jetzt kniet er vor ihr. Er umschlingt sie und presst seinen Kopf an ihre Brust. Und sie – die Grausame – sie lacht – und jetzt höre ich, wie sie laut ausruft:

«Ah! Sie brauchen wieder die Peitsche.»

«Weib! Göttin! Hast du denn kein Herz? Kannst du nicht lieben?», ruft der Deutsche, «Weißt du nicht einmal, was das heißt, lieben, sich in Sehnsucht, in Leidenschaft verzehren. Kannst du dir nicht einmal denken, was ich leide? Hast du denn kein Erbarmen für mich?»

«Nein!» erwidert sie stolz und spöttisch, «aber die Peitsche.» Sie zieht sie rasch aus der Tasche ihres Pelzes und schlägt ihn mit dem Stiel ins Gesicht. Er richtet sich auf und weicht um ein paar Schritte zurück.

«Können Sie jetzt wieder malen?» fragt sie gleichgültig. Er antwortet ihr nicht, sondern tritt wieder vor die Staffelei und ergreift Pinsel und Palette.

Sie ist wunderbar gelungen. Es ist ein Porträt, das an Ähnlichkeit seinesgleichen sucht, und scheint zugleich ein Ideal, so glühend, so übernatürlich, so teuflisch, sind die Farben.

Der Maler hat eben alle seine Qualen, seine Anbetung und seinen Fluch in das Bild hineingemalt.


Jetzt malt er mich. Wir sind täglich einige Stunden allein. Heute wendet er sich plötzlich zu mir mit seiner vibrierenden Stimme und sagt:

«Sie lieben dieses Weib?»

«Ja.»

«Ich liebe sie auch.» Seine Augen schwammen in Tränen. Er schwieg einige Zeit und malte weiter.

«Bei uns in Deutschland ist ein Berg, in dem sie wohnt», murmelte er dann vor sich hin, «sie ist eine Teufelin.»


Das Bild ist fertig. Sie wollte ihm dafür zahlen, großmütig, wie Königinnen zahlen.

«Oh! Sie haben mich bereits bezahlt», sprach er ablehnend mit einem schmerzlichen Lächeln. Ehe er ging, öffnete er geheimnisvoll seine Mappe und ließ mich hineinblicken[31]31
  Ehe er ging, öffnete er geheimnisvoll seine Mappe und ließ mich hineinblicken. – Прежде чем уйти, он таинственно открыл свою папку и позволил мне заглянуть внутрь.


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. Ich erschrak. Ihr Kopf sah mich gleichsam lebendig wie aus einem Spiegel an.

«Den nehme ich mit», sprach er. «Er ist mein. Ihn kann sie mir nicht entreißen. Ich habe ihn mir sauer genug verdient.»


«Mir ist eigentlich doch leid um den armen Maler», sagte sie heute zu mir. «Es ist albern, so tugendhaft zu sein, wie ich es bin. Meinst du nicht auch?»

Ich gab ihr keine Antwort.

«Oh, ich vergass, dass ich mit einem Sklaven spreche. Ich muss hinaus, ich will mich zerstreuen, will vergessen. Schnell, meinen Wagen!»


Eine neue phantastische Toilette, russische Halbstiefel von veilchenblauem Samt, mit Hermelin besetzt, eine Robe von gleichem Stoff, durch schmale Streifen und Kokarden, ein entsprechender, kurzer Paletot auch mit Hermelin. Dabei ist eine hohe Mütze von Hermelinpelz im Stil Katharinas II. mit kleinem Reiherbusch. Er ist von einer Brillanten-Agraffe gehalten. Das rote Haar ist über den Rücken aufgelöst. So steigt sie auf den Bock und kutschiert selbst. Ich nehme den Platz hinter ihr.

Wie sie in die Pferde peitscht. Das Gespann fliegt wie rasend dahin.

Sie will heute offenbar Blicke erobern. Das gelingt ihr vollständig. Heute ist sie die Löwin der Cascine. Man grüßt sie aus den Wagen. Auf dem Pfad für die Fußgeher bilden sich Gruppen, welche von ihr sprechen. Doch niemand wird von ihr beachtet. Hier und da ist der Gruß eines älteren Kavaliers mit einem leichten Kopfnicken.

Da sprengt ein junger Mann auf schlankem wilden Rappen heran. Wie er Wanda sieht, pariert er sein Pferd und lässt es im Schritte gehen. Schon ist er ganz nahe. Er hält und lässt sie vorbei. Jetzt erblickt auch sie ihn – die Löwin den Löwen. Ihre Augen begegnen sich. Wie sie an ihm vorbeijagt, kann sie sich von seiner magischen Gewalt nicht losreißen. Sie wendet den Kopf nach ihm.

Mir steht das Herz still bei diesem halb staunenden, halb verzückten Blick, mit dem sie ihn verschling. Aber er verdient ihn.

Er ist bei Gott ein schöner Mann. Nein, mehr, er ist ein Mann, wie ich noch nie einen lebendig gesehen habe. Im Belvedere steht er in Marmor gehauen, mit schlanken und doch eisernen Muskulatur, demselben Antlitz, denselben wehenden Locken. Was ihn so eigentümlich schön macht, ist, dass er keinen Bart trägt. Wenn er minder feine Hüften hätte, könnte man ihn für ein verkleidetes Weib halten, und der seltsame Zug um den Mund, die Löwenlippe, welche die Zähne etwas sehen lässt und dem schönen Gesicht momentan etwas Grausames verleiht[32]32
  Wenn er minder feine Hüften hätte, könnte man ihn für ein verkleidetes Weib halten, und der seltsame Zug um den Mund, die Löwenlippe, welche die Zähne etwas sehen lässt und dem schönen Gesicht momentan etwas Grausames verleiht. – Будь у него менее изящные бедра, его можно было бы принять за переодетую женщину, и странное движение рта, львиные губы, приоткрывающие зубы и на мгновение придающие красивому лицу что-то жестокое.


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. Er trägt hohe schwarze Stiefel von weißem Leder, einen kurzen Pelzrock, wie ihn die italienischen Reiteroffiziere tragen, von schwarzem Tuch mit Astrachanbesatz und reicher Verschnürung. Auf den schwarzen Locken ist ein rotes Fez.

Jetzt verstehe ich den männlichen Eros und bewundere den Sokrates, der Alcibiades gegenüber tugendhaft blieb.


So aufgeregt habe ich meine Löwin noch nie gesehen. Ihre Wangen loderten, als sie vor der Treppe ihrer Villa vom Wagen sprang. Sie hieß mich mit einem gebieterischen Wink ihr folgen.

Mit großen Schritten eilte sie sich in ihrem Zimmer auf und ab. Sie begann mit einer Hast, die mich erschreckte.

«Du wirst erfahren, wer der Mann in den Cascinen war. Heute noch, sofort. – O welch ein Mann! Hast du ihn gesehen? Was sagst du? Sprich.»

«Der Mann ist schön», erwiderte ich dumpf.

«Er ist so schön —» sie hielt inne und stützte sich auf die Lehne eines Sessels – «dass es mir den Atem benommen hat.»

«Ich begreife den Eindruck, den er dir gemacht hat», antworte ich. Meine Phantasie riss mich wieder im wilden Wirbel fort. «Ich selbst war außer mir, und ich kann mir denken —»

«Du kannst dir denken», lachte sie auf, «dass dieser Mann mein Geliebter ist, cund dass er dich peitscht. Es ist dir ein Genuss, von ihm gepeitscht zu werden. Geh jetzt, geh.»


Als es Abend war, habe ich ihn gefunden.

Wanda war noch in voller Toilette, als ich zurückkehrte. Sie lag auf der Ottomane, das Gesicht in den Händen vergraben, das Haar verwirrt. «Wie nennt er sich?» fragte sie mit unheimlicher Ruhe.

«Alexis Papadopolis.»

«Ein Grieche also.»

Ich nickte.

«Er ist sehr jung?»

«Kaum älter als du selbst. Man sagt, er war in Paris geboren und nennt ihn einen Atheisten. Er hat auf Candia gegen die Türken gekämpft und soll sich dort nicht weniger durch seinen Rassehass und seine Grausamkeit, wie durch seine Tapferkeit ausgezeichnet haben.»

«Also alles in allem, ein Mann», rief sie mit funkelnden Augen.

«Jetzt lebt er in Florenz», fuhr ich fort. «Er soll enorm reich sein —»

«Um das habe ich nicht gefragt», fiel sie mir rasch und schneidend ins Wort.

«Der Mann ist gefährlich. Fürchtest du dich nicht vor ihm? Ich fürchte mich vor ihm. Hat er eine Frau?»

«Nein.»

«Eine Geliebte?»

«Auch nicht.»

«Welches Theater besucht er?»

«Heute Abend ist er im Theater Nicolini, wo die geniale Virginia Marini und Salvini, der erste lebende Künstler Italiens, vielleicht Europas, spielen.»

«Sieh, dass du eine Loge bekommst – rasch! rasch!» befahl sie.

«Aber Herrin —»

«Willst du die Peitsche kosten?»


«Du kannst im Parterre warten», sprach sie, als ich ihr Opernglas und Affiche auf die Logenbrüstung gelegt habe.

Da stehe ich nun und muss mich an die Wand lehnen, um nicht umzusinken vor Neid und Wut. Nein, Wut ist nicht das Wort dafür, vor Todesangst.

Ich sehe sie im blauen Moirékleide, mit dem großen Hermelinmantel um die bloßen Schultern in ihrer Loge und ihn ihr gegenüber. Ich sehe, wie sie sich gegenseitig mit den Augen verschlingen, wie für sie beide heute die Bühne, Goldonis Pamela, Salvini, die Marini, das Publikum, ja die Welt untergegangen ist. Und ich, was bin ich in diesem Augenblick? -


Heute besucht sie den Ball bei dem griechischen Gesandten. Weiß sie, dass sie ihn dort trifft?

Sie hat sich wenigstens darnach angezogen. Ein schweres meergrünes Seidenkleid schließt sich plastisch an ihre göttlichen Formen und zeigt Büste und Arme unverhüllt. In dem Haar blüht eine weiße Seerose, von der grünes Schilf, mit einzelnen losen Flechten vermischt. Keine Spur mehr von Erregung, von jener zitternden Fieberhaftigkeit in ihrem Wesen. Sie ist ruhig, so ruhig, dass mir das Blut dabei erstarrt. Ich fühle mein Herz unter ihrem Blick kalt werden. Langsam, mit müder Majestät, steigt sie die Marmorstufen hinauf. Sie lässt ihre kostbare Umhüllung herabgleiten. Sie tritt nachlässig in den Saal.

Einige Augenblicke sehe ich ihr wie verloren nach. Dann hebe ich ihren Pelz auf, der, ohne dass ich es wußte, meinen Händen entsunken war. Er ist noch warm von ihren Schultern.

Ich küsse die Stelle, und Tränen füllen meine Augen.


Da ist er.

In seinem, mit dunklem Zobel verschwenderisch schwarzen Samtrock, ein schöner, übermütiger Despot, der mit Menschenleben und Menschenseelen spielt. Er steht im Vorsaal. Er sieht stolz umher und lässt seine Augen unheimlich lange auf mir ruhen. Mich fasst unter seinem eisigen Blick wieder jene entsetzliche Todesangst. Es war die Ahnung, dass dieser Mann sie fesseln. Er kann sie berücken und unterjochen. Ich hatte ein Gefühl von Scham seiner wilden Männlichkeit gegenüber, von Neid, von Eifersucht.

Wie ich mich so recht als den verschraubten schwächlichen Geistesmenschen fühle! Und was das Schmachvollste ist, möchte ich ihn hassen. Aber ich kann es nicht.

Und wie kommt es, dass auch er mich, gerade mich unter dem Schwarm von Dienern herausgefunden hat.

Er winkt mich mit einer unnachahmlichen Kopfbewegung zu sich. Ich – ich folge seinem Wink– gegen meinen Willen.

«Nimm mir den Pelz ab», befiehlt er ruhig.

Ich zittere am ganzen Leib vor Empörung. Aber ich gehorche, demütig wie ein Sklave.

Ich warte die ganze Nacht im Vorsaal, wie im Fieber phantasierend. Seltsame Bilder schweben meinem innern Auge vorbei. Ich sehe, wie sie sich begegnen – den ersten langen Blick. Ich sehe sie in seinen Armen durch den Saal schweben, trunken, mit halbgeschlossenen Lidern an seiner Brust liegen. Ich sehe ihn im Heiligtum der Liebe, nicht als Sklaven. Er liegt als Herr auf der Ottomane und sie zu seinen Füßen. Ich sehe mich ihn kniend bedienen. Das Teebrett in meiner Hand schwankt. Er greift nach der Peitsche. Jetzt sprechen die Diener von ihm.

Es ist ein Mann wie ein Weib. Er weiß, dass er schön ist und benimmt sich danach. Er wechselt vier-bis fünfmal im Tag seine kokette Toilette, gleich einer eitlen Kurtisane.

In Paris erschien er zuerst in Frauenkleidern. Die Herren bestürmten ihn mit Liebesbriefen. Ein durch seine Kunst und Leidenschaft gleich berühmter italienischer Sänger drang bis in seine Wohnung. Er drohte dich kniend von ihm das Leben zu nehmen, wenn er ihn nicht erhöre.

«Ich bedaure», erwiderte er lächelnd, «ich würde Sie mit Vergnügen begnadigen. Aber so bleibt nichts übrig, als Ihr Todesurteil zu vollstrecken, denn ich bin – ein Mann.»


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