Текст книги "Песнь о Нибелунгах / Das Nibelungenlied"
Автор книги: Старонемецкий эпос
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Abenteuer 21
Wie Kriemhild zu den Heunen fuhr
1339 Die Boten laßt reiten, so thun wir euch bekannt,
Wie die Königstochter fuhr durch das Land,
Und wo von ihr Geiselher schied mit Gernot;
Sie hatten ihr gedienet, wie ihre Treue gebot.
1340 Sie kamen an die Donau gen Bergen nun geritten.
Da begannen sie um Urlaub die Königin zu bitten,
Weil sie wieder wollten reiten an den Rhein.
Da mocht es ohne Weinen von guten Freunden nicht
sein.
1341 Geiselher der schnelle sprach zu der Schwester sein:
"Schwester, wenn du jemals bedürfen solltest mein,
Was immer dich gefährde, so mach es mir bekannt,
Dann reit ich dir zu dienen hin in König Etzels Land."
1342 Die Verwandten alle küsste sie auf den Mund.
Minniglich sich scheiden sah man da zur Stund
Die schnellen Burgunden von Rüdigers Geleit.
Da zog mit der Königin manche wohlgethane Maid,
1343 Hundert und viere; sie trugen schön Gewand
Von buntgewebten Zeugen; manch breiten Schildesrand
Führte man der Königin nach auf ihren Wegen.
Da bat auch um Urlaub Volker der zierliche Degen.
1344 Ueber die Donau kamen sie jetzt gen Baierland:
Da sagte man die Märe, es kämen angerannt
Viel unkunder Gäste. Wo noch ein Kloster steht
Und der Innfluß mündend in die Donau niedergeht,
1345 In der Stadt zu Paßau saß ein Bischof.
Herbergen leerten sich und auch des Fürsten Hof:
Den Gästen entgegen giengs auf durch Baierland,
Wo der Bischof Pilgerin die schöne Kriemhild fand.
1346 Den Recken in dem Lande war es nicht zu leid,
Als sie ihr folgen sahen so manche schöne Maid.
Da kos’ten sie mit Augen manch edeln Ritters Kind.
Gute Herberge wies man den Gästen geschwind.
1347 Dort zu Pledelingen schuf man ihnen Ruh;
Das Volk allenthalben ritt auf sie zu.
Man gab, was sie bedurften, williglich und froh:
Sie nahmen es mit Ehren; so that man bald auch anderswo.
1348 Der Bischof mit der Nichte ritt auf Paßau an.
Als es da den Bürgern der Stadt ward kund gethan,
Das Schwesterkind des Fürsten, Kriemhild wolle
kommen,
Da ward sie wohl mit Ehren von den Kaufherrn
aufgenommen.
1349 Als der Bischof wähnte, sie blieben nachts ihm da,
Sprach Eckewart der Markgraf: "Unmöglich ist das ja:
Wir müßen abwärts reiten in Rüdigers Land:
Viel Degen harren unser: ihnen allen ist es bekannt."
1350 Nun wust auch wohl die Märe die schöne Gotelind:
Sie rüstete sich fleißig und auch ihr edel Kind.
Ihr hatt entboten Rüdiger, ihn bedünk es gut,
Wenn sie der Königstochter damit tröstete den Muth
1351 Und ihr entgegenritte mit seiner Mannen Schar
Hinauf bis zur Ense. Als das im Werke war,
Da sah man allenthalben erfüllt die Straßen stehn:
Sie wollten ihren Gästen entgegen reiten und gehn.
1352 Nun war gen Everdingen die Königin gekommen.
Man hatt im Baierlande von Schächern wohl
vernommen,
Die auf den Straßen raubten, wie es ihr Gebrauch:
So hätten sie die Gäste mögen schädigen auch.
1353 Das hatte wohl verhütet der edle Rüdiger:
Er führte tausend Ritter oder wohl noch mehr.
Da kam auch Gotelinde, Rüdigers Gemahl,
Mit ihr in stolzem Zuge kühner Recken große Zahl.
1354 Ueber die Traune kamen sie bei Ense auf das Feld;
Da sah man aufgeschlagen Hütten und Gezelt,
Daß gute Ruhe fänden die Gäste bei der Nacht.
Für ihre Kost zu sorgen war der Markgraf bedacht.
1355 Von den Herbergen ritt ihrer Frau entgegen
Gotelind die schöne. Da zogen auf den Wegen
Mit klingenden Zäumen viel Pferde wohlgethan.
Sie wurde wohl empfangen; lieb that man Rüdigern
daran.
1356 Die sie zu beiden Seiten begrüßten auf dem Feld
Mit kunstvollem Reiten, das war mancher Held.
Sie übten Ritterspiele; das sah manch schöne Maid.
Auch war der Dienst der Helden den schönen Frauen
nicht leid.
1357 Als zu den Gästen kamen Die in Rüdigers Lehn,
Viel Schaftsplitter sah man in die Lüfte gehn
Von der Recken Händen nach ritterlichen Sitten.
Da wurde wohl zu Danke vor den Frauen geritten.
1358 Sie ließen es bewenden. Da grüßte mancher Mann
Freundlich den andern. Nun führten sie heran
Die schöne Gotelinde, wo sie Kriemhild sah.
Die Frauen dienen konnten, hatten selten Muße da.
1359 Der Vogt von Bechelaren ritt zu Gotlinden hin.
Wenig Kummer schuf es der edeln Markgräfin,
Daß sie wohl geborgen ihn sah vom Rheine kommen.
Ihr war die meiste Sorge mit großer Freude benommen.
1360 Als sie ihn hatt empfangen, hieß er sie auf das Feld
Mit den Frauen steigen, die er ihr sah gestellt.
Da zeigte sich geschäftig mancher edle Mann:
Den Frauen wurden Dienste mit großem Fleiße gethan.
1361 Da ersah Frau Kriemhild die Markgräfin stehn
Mit ihrem Ingesinde: sie ließ nicht näher gehn:
Sie zog mit dem Zaume das Ross an, das sie trug,
Und ließ sich aus dem Sattel heben schleunig genug.
1362 Den Bischof sah man führen seiner Schwester Kind,
Ihn und Eckewarten, hin zu Frau Gotelind.
Es muste vor ihr weichen, wer im Wege stund.
Da küsste die Fremde die Markgräfin auf den Mund.
1363 Da sprach mit holden Worten die edle Markgräfin:
"Nun wohl mir, liebe Herrin, daß ich so glücklich bin,
Hier in diesem Lande mit Augen euch zu sehn:
Mir könnt in diesen Zeiten nimmer lieber geschehn."
1364 "Nun lohn euch Gott," sprach Kriemhild, "viel edle
Gotelind.
So ich gesund verbleibe mit Botlungens Kind,
Mag euch zu Gute kommen, daß ihr mich habt gesehn."
Noch ahnten nicht die Beiden, was später muste
geschehn.
1365 Mit Züchten zu einander gieng da manche Maid;
Zu Diensten waren ihnen die Recken gern bereit.
Sie setzten nach dem Gruße sich nieder auf den Klee:
Da lernten sich kennen, die sich fremd gewesen eh.
1366 Man ließ den Frauen schenken. Es war am hohen Tag;
Das edle Ingesinde der Ruh nicht länger pflag.
Sie ritten, bis sie fanden viel breiter Hütten stehn:
Da konnten große Dienste den edeln Gästen geschehn.
1367 Ueber Nacht da pflegen sollten sie der Ruh.
Die von Bechelaren schickten sich dazu,
Nach Würden zu bewirthen so manchen werthen Mann.
So hatte Rüdiger gesorgt, es gebrach nicht viel daran.
1368 Die Fenster an den Mauern sah man offen stehn;
Man mochte Bechelaren weit erschloßen sehn.
Da ritten ein die Gäste, die man gerne sah;
Gut Gemach schuf ihnen der edle Rüdiger da.
1369 Des Markgrafen Tochter mit dem Gesinde gieng
Dahin, wo sie die Königin minniglich empfieng.
Da war auch ihre Mutter, Rüdigers Gemahl:
Liebreich empfangen wurden die Jungfrauen allzumal.
1370 Sie fügten ihre Hände in Eins und giengen dann
Zu einem weiten Saale, der war gar wohlgethan,
Vor dem die Donau unten die Flut vorübergoß.
Da saßen sie im Freien und hatten Kurzweile groß.
1371 Ich kann euch nicht bescheiden, was weiter noch geschah.
Daß sie so eilen müsten, darüber klagten da
Die Recken Kriemhildens; wohl war es ihnen leid.
Was ihnen guter Degen aus Bechlarn gaben Geleit!
1372 Viel minnigliche Dienste der Markgraf ihnen bot.
Da gab die Königstochter zwölf Armspangen roth
Der Tochter Gotlindens und also gut Gewand,
Daß sie kein beßres brachte hin in König Etzels Land.
1373 Obwohl ihr war benommen der Nibelungen Gold,
Alle, die sie sahen, machte sie sich hold
Noch mit dem kleinen Gute, das ihr verblieben war.
Dem Ingesind des Wirthes bot sie große Gaben dar.
1374 Dafür erwies Frau Gotlind den Gästen von dem Rhein
Auch so hohe Ehre mit Gaben groß und klein,
Daß man da der Fremden wohl selten einen fand,
Der nicht von ihr Gesteine trug oder herrlich Gewand.
1375 Als man nach dem Imbiß fahren sollt hindann,
Ihre treuen Dienste trug die Hausfrau an
Mit minniglichen Worten Etzels Gemahl.
Die liebkos’te scheidend der schönen Jungfrau zumal.
1376 Da sprach sie zu der Königin: "Dünkt es euch nun gut,
So weiß ich, wie gern es mein lieber Vater thut,
Daß er mich zu euch sendet in der Heunen Land."
Daß sie ihr treu gesinnt war, wie wohl Frau Kriemhild
das fand!
1377 Die Rosse kamen aufgezäumt vor Bechelaren an.
Als die edle Königin Urlaub hatt empfahn
Von Rüdigers Weibe und von der Tochter sein,
Da schieden auch mit Grüßen viel der schönen
Mägdelein.
1378 Sie sahn einander selten mehr nach diesen Tagen.
Aus Medelick auf Händen brachte man getragen
Manch schönes Goldgefäße angefüllt mit Wein
Den Gästen auf die Straße und hieß sie willkommen sein.
1379 Ein Wirth war da geseßen, Astold genannt,
Der wies sie die Straße ins Oesterreicherland
Gegen Mautaren an der Donau nieder:
Da ward viel Dienst erboten der reichen Königin wieder.
1380 Der Bischof mit Liebe von seiner Nichte schied.
Daß sie sich wohl gehabe, wie sehr er ihr das rieth,
Und sich Ehr erwerbe, wie Helke einst gethan.
Hei! was sie großer Ehren bald bei den Heunen gewann!
1381 An die Traisem kamen die Gäst in kurzer Zeit.
Sie zu pflegen fliß sich Rüdigers Geleit,
Bis daß man die Heunen sah reiten über Land:
Da ward der Königstochter erst große Ehre bekannt.
1382 Bei der Traisem hatte der Fürst von Heunenland
Eine reiche Veste, im Lande wohl bekannt,
Mit Namen Traisenmauer: einst wohnte Helke da
Und pflag so hoher Milde, als wohl nicht wieder
geschah,
1383 Es sei denn von Kriemhilden; die mochte gerne geben.
Sie durfte wohl die Freude nach ihrem Leid erleben,
Daß ihre Güte priesen, die Etzeln unterthan.
Das Lob sie bei den Helden in der Fülle bald gewann.
1384 König Etzels Herrschaft war so weit erkannt,
Daß man zu allen Zeiten an seinem Hofe fand
Die allerkühnsten Recken, davon man je vernommen
Bei Christen oder Heiden; die waren all mit
ihm gekommen.
1385 Bei ihm war allerwegen, so sieht mans nimmermehr,
So christlicher Glaube als heidnischer Verkehr.
Wozu nach seiner Sitte sich auch ein Jeder schlug,
Das schuf des Königs Milde, man gab doch Allen genug.
Abenteuer 22
Wie Kriemhild bei den Heunen empfangen ward
1386 Sie blieb zu Traisenmauer bis an den vierten Tag.
Der Staub in den Straßen derweil nicht stille lag:
Aufstob er allenthalben wie in hellem Brand.
Da ritten Etzels Leute durch das Oesterreicherland.
1387 Es war dem König Etzel gemeldet in der Zeit,
Daß ihm vor Gedanken schwand sein altes Leid,
Wie herrlich Frau Kriemhild zöge durch das Land.
Da eilte hin der König, wo er die Minnigliche fand.
1388 Von gar manchen Sprachen sah man auf den Wegen
Vor König Etzeln reiten viel der kühnen Degen,
Von Christen und von Heiden manches breite Heer.
Als sie die Herrin fanden, sie zogen fröhlich einher.
1389 Von Reußen und von Griechen ritt da mancher Mann;
Die Polen und Walachen zogen geschwind heran
Auf den guten Rossen, die sie herrlich ritten.
Da zeigte sich ein Jeder in seinen heimischen Sitten.
1390 Aus dem Land zu Kiew ritt da mancher Mann
Und die wilden Peschenegen. Mit Bogen hub man an
Zu schießen nach den Vögeln, die in den Lüften flogen;
Mit Kräften sie die Pfeile bis zu des Bogens Ende zogen.
1391 Eine Stadt liegt an der Donau im Oesterreicherland,
Die ist geheißen Tulna. Da ward ihr bekannt
Manche fremde Sitte, die sie noch niemals sah.
Da empfiengen sie gar Viele, denen noch Leid von
ihr geschah.
1392 Es ritt dem König Etzel ein Ingesind voran,
Fröhlich und prächtig, höfisch und wohlgethan,
Wohl vierundzwanzig Fürsten, mächtig und hehr:
Ihre Königin zu schauen, sie begehrten sonst nichts mehr.
1393 Ramung, der Herzog aus Walachenland,
Mit siebenhundert Mannen kam er vor sie gerannt.
Wie fliegende Vögel sah man sie alle fahren.
Da kam der Fürst Gibeke mit viel herrlichen Scharen.
1394 Hornbog der schnelle ritt mit tausend Mann
Von des Königs Seite zu seiner Fraun heran.
Sie prangten und stolzierten nach ihres Landes Sitten.
Von den Heunenfürsten ward auch da herrlich geritten.
1395 Da kam vom Dänenlande der kühne Hawart
Und Iring der schnelle, vor allem Falsch bewahrt;
Von Thüringen Irnfried, ein waidlicher Mann:
Sie empfiengen Kriemhilden, daß sie viel Ehre gewann,
1396 Mit zwölfhundert Mannen, die zählte ihre Schar.
Da kam der Degen Blödel mit dreitausend gar,
König Etzels Bruder aus dem Heunenland:
Der ritt in stolzem Zuge, bis er die Königin fand.
1397 Da kam der König Etzel und Herr Dieterich
Mit seinen Helden allen. Da sah man ritterlich
Manchen edeln Ritter bieder und auch gut.
Davon ward Kriemhilden gar wohl erhoben der Muth.
1398 Da sprach zu der Königin der edle Rüdiger:
"Frau, euch will empfangen hier der König hehr.
Wen ich euch küssen heiße, dem sei der Kuss gegönnt:
Wißt, daß ihr Etzels Recken nicht alle gleich empfangen
könnt."
1399 Da hob man von der Mähre die Königin hehr.
Etzel der reiche nicht säumt’ er länger mehr:
Er schwang sich von dem Rosse mit manchem kühnen
Mann;
Voller Freuden kam er zu Frau Kriemhilden heran.
1400 Zwei mächtige Fürsten, das ist uns wohlbekannt,
Giengen bei der Frauen und trugen ihr Gewand,
Als der König Etzel ihr entgegen gieng
Und sie den edlen Fürsten mit Küssen gütlich empfieng.
1401 Sie schob hinauf die Binden: ihre Farbe wohlgethan
Erglänzt’ aus dem Golde. Da sagte mancher Mann,
Frau Helke könne schöner nicht gewesen sein.
Da stand in der Nähe des Königs Bruder Blödelein.
1402 Den rieth ihr zu küssen Rüdiger der Markgraf reich
Und den König Gibeke, Dietrichen auch zugleich:
Zwölf der Recken küsste Etzels Königin;
Da blickte sie mit Grüßen noch zu manchem Ritter hin.
1403 Während König Etzel bei Kriemhilden stand,
Thaten junge Degen wie Sitte noch im Land:
Waffenspiele wurden schön vor ihr geritten;
Das thaten Christenhelden und Heiden nach ihren
Sitten.
1404 Wie ritterlich die Degen in Dietrichens Lehn
Die splitternden Schäfte in die Lüfte ließen gehn
Hoch über Schilde aus guter Ritter Hand!
Vor den deutschen Gästen brach da mancher
Schildesrand.
1405 Von der Schäfte Krachen vernahm man lauten Schall.
Da waren aus dem Lande die Recken kommen all
Und auch des Königs Gäste, so mancher edle Mann:
Da gieng der reiche König mit der Königin hindann.
1406 Sie fanden in der Nähe ein herrlich Gezelt.
Erfüllt war von Hütten rings das ganze Feld;
Da war nach den Beschwerden Rast für sie bereit.
Da geleiteten die Helden darunter manche schöne Maid
1407 Zu Kriemhild der Königin, die dort darnieder saß
Auf reichem Stuhlgewande; der Markgraf hatte das
So prächtig schaffen laßen, sie fandens schön und gut.
Da stand dem König Etzel in hohen Freuden der Muth.
1408 Was sie zusammen redeten, das ist mir unbekannt;
In seiner Rechten ruhte ihre weiße Hand.
So saßen sie in Minne, als Rüdiger der Degen
Dem König nicht gestattete, Kriemhildens heimlich
zu pflegen.
1409 Da ließ man unterbleiben das Kampfspiel überall;
Mit Ehren ward beendet der laute Freudenschall.
Da giengen zu den Hütten Die Etzeln unterthan;
Herberge wies man ihnen ringsum allenthalben an.
1410 Den Abend und nachtüber fanden sie Ruhe da,
Bis man den lichten Morgen wieder scheinen sah.
Da kamen hoch zu Rosse viel Helden ausersehn;
Hei! was sah man Kurzweil zu des Königs Ehren
geschehn!
1411 Nach Würden es zu schaffen der Fürst die Heunen bat.
Da ritten sie von Tulna gen Wien in die Stadt.
In schönem Schmucke fand man da Frauen ohne Zahl.
Sie empfiengen wohl mit Ehren König Etzels Gemahl.
1412 In Ueberfluß und Fülle war da für sie bereit,
Wes sie nur bedurften. Viel Degen allbereit
Sahn froh dem Fest entgegen. Herbergen wies man an;
Die Hochzeit des Königs mit hohen Freuden begann.
1413 Man mochte sie nicht alle herbergen in der Stadt:
Die nicht Gäste waren, Rüdiger die bat,
Daß sie Herberge nahmen auf dem Land.
Wohl weiß ich, daß man immer den König
bei Kriemhilden fand.
1414 Dietrich der Degen und mancher andre Held
Die hatten ihre Muße mit Arbeit eingestellt,
Auf daß sie den Gästen trösteten den Muth;
Rüdger und seine Freunde hatten Kurzweile gut.
1415 Die Hochzeit war gefallen auf einen Pfingstentag,
Wo der König Etzel bei Kriemhilden lag
In der Stadt zu Wiene. Fürwahr so manchen Mann
Bei ihrem ersten Manne sie nicht zu Diensten gewann.
1416 Durch Gabe ward sie Manchem, der sie nicht kannte,
kund.
Darüber zu den Gästen hub Mancher an zur Stund:
"Wir wähnten, Kriemhilden benommen wär ihr Gut,
Die nun mit ihren Gaben hier so große Wunder thut."
1417 Diese Hochzeit währte siebzehn Tage lang.
Von keinem andern König weiß der Heldensang,
Der solche Hochzeit hielte: es ist uns unbekannt.
Alle, die da waren, die trugen neues Gewand.
1418 Sie hatte nie geseßen daheim in Niederland
Vor so manchem Recken; auch ist mir wohlbekannt,
War Siegfried reich an Schätzen, so hatte er doch nicht
So viel der edeln Recken, als sie hier sah in Etzels Pflicht.
1419 Wohl gab auch nie ein König bei seiner Hochzeit
So manchen reichen Mantel, lang, tief und weit,
Noch so gute Kleider, als man hier gewann,
Die Kriemhildens willen alle wurden vertan.
1420 Ihre Freunde wie die Gäste hatten Einen Muth:
Sie dachten nichts zu sparen, und wärs das beste Gut.
Was Einer wünschen mochte, man war dazu bereit;
Da Standen viel der Degen vor Milde bloß und ohne Kleid.
1421 Wenn sie daran gedachte, wie sie am Rheine saß
Bei ihrem edeln Manne, ihre Augen wurden naß;
Doch hehlte sie es immer, daß es Niemand sah,
Da ihr nach manchem Leide so viel der Ehren geschah.
1422 Was Einer that aus Milde, das war doch gar ein Wind
Gegen Dietrichen: was Botlungens Kind
Ihm gegeben hatte, das wurde gar verwandt.
Da begieng auch große Wunder des milden Rüdiger
Hand.
1423 Auch aus Ungarlande der Degen Blödelein
Ließ da ledig machen manchen Reiseschrein
Von Silber und von Golde: das ward dahin gegeben.
Man sah des Königs Helden so recht fröhlich alle leben.
1424 Des Königs Spielleute, Werbel und Schwemmelein,
Wohl an tausend Marken nahm Jedweder ein
Bei dem Hofgelage (oder mehr als das),
Als die schöne Kriemhild bei Etzeln unter Krone saß.
1425 Am achtzehnten Morgen von Wien die Helden ritten.
In Ritterspielen wurden der Schilde viel verschnitten
Von Speren, so da führten die Recken an der Hand:
So kam der König Etzel mit Freuden in der Heunen
Land.
1426 In Heimburg der alten verblieb man über Nacht.
Da konnte Niemand wißen recht des Volkes Macht,
Mit welchen Heerkräften sie ritten durch das Land.
Hei! was schöner Frauen man in seiner Heimat fand!
1427 In Misenburg der reichen fieng man zu segeln an.
Verdeckt ward das Wasser von Ross und auch von Mann,
Als ob es Erde wäre, was man doch fließen sah.
Die wegemüden Frauen mochten sich wohl ruhen da.
1428 Zusammen war gebunden manches Schifflein gut,
Daß ihnen wenig schaden Woge mocht und Flut;
Darüber ausgebreitet manch köstlich Geleit,
Als ob sie noch immer beides hatten, Land und Feld.
1429 Nun ward auch in Etzelnburg die Märe kund gethan:
Da freute sich darinnen beides, Weib und Mann.
Etzels Ingesinde, des einst Frau Helke pflag,
Erlebte bei Kriemhilden noch manchen fröhlichen Tag.
1430 Da stand ihrer harrend gar manche edle Maid,
Die seit Helkens Tode getragen Herzeleid.
Sieben Königstöchter Kriemhild noch da fand;
Durch die so ward gezieret König Etzels ganzes Land.
1431 Herrat die Jungfrau noch des Gesindes pflag,
Helkens Schwestertochter, in der viel Tugend lag,
Dietrichs Verlobte, eines edeln Königs Sproß,
Die Tochter Nentweinens, die noch viel Ehren genoß.
1432 Auf der Gäste Kommen freute sich ihr Muth;
Auch war dazu verwendet viel kostbares Gut.
Wer könnt euch des bescheiden, wie der König
saß seitdem?
Den Heunen ward nicht wieder eine Königin so genehm.
1433 Als der Fürst mit seinem Weibe geritten kam vom Strand,
Wer eine Jede führte, das ward da wohl benannt
Kriemhild der edeln: sie grüßte desto mehr.
Wie saß an Helkens Stelle sie bald gewaltig und hehr!
1434 Getreulichen Dienstes ward ihr viel bekannt.
Die Königin vertheilte Gold und Gewand,
Silber und Gesteine: was sie des überrhein
Zum Heunenlande brachte, das muste gar vergeben sein.
1435 Auch wurden ihr mit Diensten ergeben allzumal
Die Freunde des Königs und denen er befahl,
Daß Helke nie die Königin so gewaltiglich gebot,
Als sie ihr dienen musten bis an Kriemhildens Tod.
1436 Da stand in solchen Ehren der Hof und auch das Land,
Daß man zu allen Zeiten die Kurzweile fand,
Wonach einem Jeden verlangte Herz und Muth;
Das schuf des Königs Liebe, dazu der Königin Gut.
Abenteuer 23
Wie Kriemhild ihr Leid zu rächen gedachte
1437 In so hohen Ehren, das ist alles wahr,
Wohnten sie beisammen bis an das siebte Jahr.
Eines Sohns war genesen derweil die Königin:
Das schien König Etzel der allergröste Gewinn.
1438 Bis sie es erlangte, ließ sie nicht ab davon,
Die Taufe must empfangen König Etzels Sohn
Nach christlichem Brauche: Ortlieb ward er genannt.
Darob war große Freude über Etzels ganzem Land.
1439 Der Zucht, deren jemals zuvor Frau Helke pflag,
Fliß sich Frau Kriemhild darauf gar manchen Tag.
Es lehrte sie die Sitte Herrat die fremde Maid;
Die trug noch in der Stille um Helke schmerzliches Leid.
1440 Vor Heimischen und Fremden gestanden allesamt
Beßer und milder hab eines Königs Land
Nie eine Frau beseßen: das hielten sie für wahr.
Des rühmten sie die Heunen bis an das dreizehnte Jahr.
1441 Nun wuste sie, daß Niemand ihr feindlich sei gesinnt,
Wie oft wohl Königinnen der Fürsten Recken sind,
Und daß sie täglich mochte zwölf Könge vor sich sehn.
Sie vergaß auch nicht des Leides, das ihr daheim
war geschehn.
1442 Sie gedacht auch noch der Ehren in Nibelungenland,
Die ihr geboten worden und die ihr Hagens Hand
Mit Siegfriedens Tode hatte gar benommen,
Und ob ihm das nicht jemals noch zu Leide sollte
kommen.
1443 "Es geschäh, wenn ich ihn bringen möcht in dieses
Land."
Ihr träumte wohl, ihr gienge bei Etzel an der Hand
Geiselher ihr Bruder; sie küsst’ ihn allezeit
In ihrem sanften Schlafe: das ward zu schmerzlichem
Leid.
1444 Der üble Teufel war es wohl, der Kriemhilden rieth,
Daß sie in Freundschaft von König Gunther schied
Und ihn zur Sühne küsste in Burgundenland.
Aufs Neu begann zu triefen von heißen Thränen
ihr Gewand.
1445 Es lag ihr an dem Herzen beides, spat und fruh,
Wie man mit Widerstreben sie doch gebracht dazu,
Daß sie minnen muste einen heidnischen Mann:
Die Noth hatt ihr Hagen und Herr Gunther angethan.
1446 Wie sie das rächen möchte, dachte sie alle Tage:
"Ich bin nun wohl so mächtig, wem es auch missbehage,
Daß ich meinen Feinden mag schaffen Herzeleid:
Dazu wär ich dem Hagen von Tronje gerne bereit.
1447 "Nach den Getreuen jammert noch oft die Seele mein;
Doch die mir Leides thaten, möcht ich bei denen sein,
So würde noch gerochen meines Friedels Tod.
Kaum kann ich es erwarten," sprach sie in des Herzens
Noth.
1448 Es liebten sie Alle, die dem König unterthan,
Die Recken Kriemhildens; das war wohlgethan.
Ihr Kämmerer war Eckewart: drum ward er gern gesehn:
Kriemhildens Willen konnte Niemand widerstehn.
1449 Sie gedacht auch alle Tage: "Ich will den König bitten,"
Er möcht ihr vergönnen mit gütlichen Sitten,
Daß man ihre Freunde brächt in der Heunen Land.
Den argen Willen Niemand an der Königin verstand.
1450 Als eines Nachts Frau Kriemhild bei dem König lag,
Umfangen mit den Armen hielt er sie, wie er pflag
Der edeln Frau zu kosen, sie war ihm wie sein Leib,
Da gedachte ihrer Feinde dieses herrliche Weib.
1451 Sie sprach zu dem König: "Viel lieber Herre mein,
Ich wollt euch gerne bitten, möcht es mit Hulden sein,
Daß ihr mich sehen ließet, ob ich verdient den Sold,
Daß ihr meinen Freunden wäret inniglich hold."
1452 Da sprach der mächtge König, arglos war sein Muth:
"Des sollt ihr inne werden: was man den Helden thut
Zu Ehren und zu Gute, mir geschieht ein Dienst daran,
Da ich von Weibesminne nie beßre Freunde gewann."
1453 Noch sprach zu ihm die Königin: "Ihr wißt so gut wie ich,
Ich habe hohe Freunde: darum betrübt es mich,
Daß mich die so selten besuchen hier im Land:
Ich bin allen Leuten hier nur als freundlos bekannt."
1454 Da sprach der König Etzel: "Viel liebe Fraue mein,
Däucht’ es sie nicht zu ferne, so lüd ich überrhein,
Die ihr da gerne sähet, hieher zu meinem Land."
Sie freute sich der Rede, als ihr sein Wille ward bekannt.
1455 Sie sprach: "Wollt ihr mir Treue leisten, Herre mein,
So sollt ihr Boten senden gen Worms überrhein.
So entbiet ich meinen Freunden meinen Sinn und Muth:
So kommen uns zu Lande viel Ritter edel und gut."
1456 Er sprach: "Wenn ihr gebietet, so laß ich es geschehn.
Ihr könntet eure Freunde nicht so gerne sehn,
Der edeln Ute Kinder, als ich sie sähe gern:
Es ist mir ein Kummer, daß sie so fremd uns sind
und fern."
1457 Er sprach: "Wenn dirs gefiele, viel liebe Fraue mein,
Wollt ich als Boten senden zu den Freunden dein
Meine Fiedelspieler gen Burgundenland."
Die guten Spielleute ließ man bringen gleich zur Hand.
1458 Die Knappen kamen beide, wo sie den König sahn
Sitzen bei der Königin. Da sagt’ er ihnen an,
Sie sollten Boten werden nach Burgundenland.
Auch ließ er ihnen schaffen reiches herrliches Gewand.
1459 Vierundzwanzig Recken schnitt man da das Kleid.
Ihnen ward auch von dem König gegeben der Bescheid,
Wie sie Gunthern laden sollten und Die ihm unterthan.
Frau Kriemhild mit ihnen geheim zu sprechen begann.
1460 Da sprach der reiche König: "Nun hört, wie ihr thut:
Ich entbiete meinen Freunden alles, was lieb und gut,
Daß sie geruhn zu reiten hieher in mein Land.
Ich habe noch gar selten so liebe Gäste gekannt.
1461 "Und wenn sie meinen Willen gesonnen sind zu thun,
Kriemhilds Verwandte, so mögen sie nicht ruhn
Und mir zu Liebe kommen zu meinem Hofgelag,
Da meiner Schwäger Freundschaft mich so sehr erfreuen
mag."
1462 Da sprach der Fiedelspieler, der stolze Schwemmelein:
"Wann soll euer Gastgeber in diesen Landen sein?
Daß wirs euern Freunden am Rhein mögen sagen."
Da sprach der König Etzel: "In der nächsten
Sonnenwende Tagen."
1463 "Wir thun, was ihr gebietet," sprach da Werbelein.
Kriemhild ließ die Boten zu ihrem Kämmerlein
Führen in der Stille und besprach mit ihnen da,
Wodurch noch manchem Degen bald wenig Liebes
geschah.
1464 Sie sprach zu den Boten: "Ihr verdient groß Gut,
Wenn ihr besonnen meinen Willen thut
Und sagt, was ich entbiete heim in unser Land:
Ich mach euch reich an Gute und geb euch herrlich
Gewand.
1465 "Wen ihr von meinen Freunden immer möget sehn
Zu Worms an dem Rheine, dem sollt ihrs nie gestehn,
Daß ihr mich immer sähet betrübt in meinem Muth;
Und entbietet meine Grüße diesen Helden kühn und gut.
1466 "Bittet sie zu leisten, was mein Gemahl entbot,
Und mich dadurch zu scheiden von all meiner Noth.
Ich scheine hier den Heunen freundlos zu sein.
Wenn ich ein Ritter hieße ich käme manchmal
an den Rhein.
1467 "Und sagt auch Gernoten, dem edeln Bruder mein,
Daß ihm auf Erden Niemand holder möge sein:
Bittet, daß er mir bringe hierher in dieses Land
Unsre besten Freunde: so wird uns Ehre bekannt.
1468 "Sagt auch Geiselheren, ich mahn ihn daran,
Daß ich mit seinem Willen nie ein Leid gewann:
Drum sähn ihn hier im Lande gern die Augen mein;
Auch will ich all mein Leben ihm zu Dienst verpflichtet
sein.
1469 "Sagt auch meiner Mutter, wie mir Ehre hier geschieht;
Und wenn von Tronje Hagen der Reise sich entzieht,
Wer ihnen zeigen solle die Straßen durch das Land?
Die Wege zu den Heunen sind von frühauf
ihm bekannt."
1470 Nun wusten nicht die Boten, warum das möge sein,
Daß sie diesen Hagen von Tronje nicht am Rhein
Bleiben laßen sollten. Bald ward es ihnen leid:
Durch ihn war manchem Degen mit dem grimmen
Tode gedräut.
1471 Botenbrief und Siegel ward ihnen nun gegeben;
Sie fuhren reich an Gute und mochten herrlich leben.
Urlaub gab ihnen Etzel und sein schönes Weib;
Ihnen war auch wohlgezieret mit guten Kleidern
der Leib.
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