Текст книги "Песнь о Нибелунгах / Das Nibelungenlied"
Автор книги: Старонемецкий эпос
Жанр: Зарубежная старинная литература, Зарубежная литература
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Abenteuer 26
Wie Dankwart Gelfraten erschlug
1651 Als sie nun alle waren gekommen an den Strand,
Da fragte König Gunther: "Wer soll uns durch das Land
Die rechten Wege weisen, daß wir nicht irre gehn?"
Da sprach der kühne Volker: "Laßt mich das Amt
nur versehn."
1652 "Nun haltet an," sprach Hagen, "sei’s Ritter oder
Knecht:
Man soll Freunden folgen, das bedünkt mich recht.
Eine ungefüge Märe mach ich euch bekannt:
Wir kommen nimmer wieder heim in der Burgunden
Land.
1653 "Das sagten mir zwei Meerfraun heute morgen fruh,
Wir kämen nimmer wieder. Nun rat ich, was man thu:
Waffnet euch, ihr Helden, ihr sollt euch wohl bewahren:
Wir finden starke Feinde und müßen drum wehrhaft
fahren.
1654 "Ich wähnt auf Lug zu finden die weisen Meerfraun:
Sie sagten mir, nicht Einer werde wiederschaun
Die Heimat von uns Allen bis auf den Kapellan;
Drum hätt ich ihm so gerne heut den Tod angethan."
1655 Da flogen diese Mären von Schar zu Schar einher.
Bleich vor Schrecken wurden Degen kühn und hehr,
Als sie die Sorge faßte vor dem herben Tod
Auf dieser Hofreise: das schuf ihnen wahrlich Noth.
1656 Bei Möringen waren sie über Flut gekommen,
Wo dem Fährmann Elsen das Leben ward benommen.
Da sprach Hagen wieder: "Da ich mir so gewann
Unterwegs der Feinde, so greift man ehstens uns an.
1657 "Ich erschlug den Fährmann heute morgen fruh;
Sie wißen nun die Kunde. Drum eilt und greifet zu,
Wenn Gelfrat und Elsen heute hier besteht
Unser Ingesinde, daß es ihnen übel ergeht.
1658 "Sie sind gar kühn, ich weiß es, es wird gewiss geschehn.
Drum laßt nur die Rosse in sanftem Schritte gehn,
Daß nicht Jemand wähne, wir flöhn vor ihrem Heer."
"Dem Rathe will ich folgen," sprach der junge
Geiselher.
1659 "Wer zeigt nun dem Gesinde die Wege durch
das Land?"
Sie sprachen: "Das soll Volker: dem sind
hie wohlbekannt
Die Straßen und die Steige, dem stolzen Fiedelmann."
Eh mans von ihm verlangte, kam er gewaffnet heran.
1660 Der schnelle Fiedelspieler: den Helm er überband;
Von herrlicher Farbe war all sein Streitgewand.
Am Schaft ließ er flattern ein Zeichen, das war roth.
Bald kam er mit den Königen in eine furchtbare Noth.
1661 Gewisse Kunde hatte Gelfrat nun bekommen
Von des Fergen Tode; da hatt es auch vernommen
Else der starke: beiden war es leid.
Sie besandten ihre Helden: die traf man balde bereit.
1662 Darauf in kurzen Zeiten, nun hört mich weiter an,
Sah man zu ihnen reiten, denen Schade war gethan,
In starkem Kriegszuge ein ungefüges Heer:
Wohl siebenhundert stießen zu Gelfrat oder noch mehr.
1663 Als das den grimmen Feinden nachzuziehn begann,
Die Herren, die es führten, huben zu jagen an
Den kühnen Gästen hinterdrein. Sie wollten Rache
haben:
Da musten sie der Freunde hernach noch manchen
begraben.
1664 Hagen von Tronje richtete das ein
(Wie konnte seiner Freunde ein beßrer Hüter sein?),
Daß er die Nachhut hatte und Die ihm unterthan
Mit Dankwart seinem Bruder; das war gar weislich
gethan.
1665 Ihnen war der Tag zerronnen, den hatten sie nicht mehr.
Er bangte vor Gefahren für seine Freunde sehr.
Sie ritten unter Schilden durch der Baiern Land:
Darnach in kurzer Weile die Helden wurden angerannt.
1666 Beiderseits der Straße und hinter ihnen her
Vernahm man Hufe schlagen; die Haufen eilten sehr.
Da sprach der kühne Dankwart: "Gleich fallen sie
uns an:
Bindet auf die Helme, das dünkt mich räthlich gethan."
1667 Sie hielten ein mit Reiten, als es muste sein.
Da sahen sie im Dunkel der lichten Schilde Schein.
Nicht länger stille schweigen mochte da der Hagen:
"Wer verfolgt uns auf der Straße?" Das muste Gelfrat
ihm sagen.
1668 Da sprach zu ihm der Markgraf aus der Baiern Land:
"Wir suchen unsre Feinde, denen sind wir nachgerannt.
Ich weiß nicht, wer mir heute meinen Fergen schlug:
Das war ein schneller Degen; mir ist leid um ihn genug."
1669 Da sprach von Tronje Hagen: "War der Ferge dein?
Er wollt uns nicht fahren; alle Schuld ist mein:
Ich erschlug den Recken; fürwahr, es that mir Noth:
Ich hatte von dem Degen schier selbst den grimmigen
Tod.
1670 "Ich bot ihm zum Lohne Gold und Gewand,
Daß er uns überführe, Held, in euer Land.
Darüber zürnt’ er also, daß er nach mir schlug
Mit starker Ruderstange: da ward ich grimmig genug.
1671 "Ich griff nach dem Schwerte und wehrte seinem Zorn
Mit einer schweren Wunde: da war der Held verlorn.
Ich steh euch hier zur Sühne, wie es euch dünke gut."
Da gieng es an ein Streiten: sie hatten zornigen Muth.
1672 "Ich wuste wohl," sprach Gelfrat, "als hier mit
dem Geleit
Gunther zog vorüber, uns geschäh ein Leid
Von Hagens Uebermuthe. Nun büßt ers mit dem Leben:
Für des Fergen Ende soll er selbst hier Bürgschaft
geben."
1673 Ueber die Schilde neigten da zum Stich den Sper
Gelfrat und Hagen; sich zürnten beide schwer.
Dankwart und Else zusammen herrlich ritten;
Sie erprobten, wer sie waren: da wurde grimmig
gestritten.
1674 Wer je versuchte kühner sich und die Gunst des Glücks?
Von einem starken Stoße sank Hagen hinterrücks
Von der Mähre nieder durch Gelfratens Hand.
Der Brustriem war gebrochen: so ward im Fallen
bekannt.
1675 Man hört’ auch beim Gesinde krachender Schäfte Schall.
Da erholte Hagen sich wieder von dem Fall,
Den er auf das Gras gethan von des Gegners Sper:
Da zürnte der von Tronje wider Gelfraten sehr.
1676 Wer ihnen hielt die Rosse, das ist mir unbekannt.
Sie waren aus den Sätteln gekommen auf den Sand,
Hagen und Gelfrat: nun liefen sie sich an.
Ihre Gesellen halfen, daß ihnen Streit ward kund gethan.
1677 Wie heftig auch Hagen zu Gelfraten sprang,
Ein Stück von Ellenlänge der edle Markgraf schwang
Ihm vom Schilde nieder; das Feuer stob hindann.
Da wäre schier erstorben König Gunthers Unterthan.
1678 Er rief mit lauter Stimme Dankwarten an:
"Hilf mir, lieber Bruder, ein schneller starker Mann
Hat mich hier bestanden: der läßt mich nicht gedeihn."
Da sprach der kühne Dankwart: "So will ich denn
Schiedsmann sein."
1679 Da sprang der Degen näher und schlug ihm solchen
Schlag
Mit einer scharfen Waffe, daß er todt da lag.
Else wollte Rache nehmen für den Mann:
Doch er und sein Gesinde schied mit Schaden hindann.
1680 Sein Bruder war erschlagen, selber ward er wund.
Wohl achtzig seiner Degen wurden gleich zur Stund
Des grimmen Todes Beute: da muste wohl der Held
Gunthers Mannen räumen in geschwinder Flucht
das Feld.
1681 Als Die vom Baierlande wichen aus dem Wege,
Man hörte nachhallen die furchtbaren Schläge:
Da jagten die von Tronje ihren Feinden nach;
Die es nicht büßen wollten, die hatten wenig Gemach.
1682 Da sprach beim Verfolgen Dankwart der Degen:
"Kehren wir nun wieder zurück auf unsern Wegen
Und laßen wir sie reiten: sie sind vom Blute naß.
Wir eilen zu den Freunden: in Treuen rath ich euch das."
1683 Als sie hinwieder kamen, wo der Schade war geschehn,
Da sprach von Tronje Hagen: "Helden, laßt uns sehn,
Wen wir hier vermissen, oder wer uns verlorn
Hier in diesem Streite gieng durch Gelfratens Zorn."
1684 Sie hatten vier verloren; der Schade ließ sich tragen.
Sie waren wohl vergolten; dagegen aber lagen
Deren vom Baierlande mehr als hundert todt.
Den Tronejern waren von Blut die Schilde trüb und roth.
1685 Ein wenig brach aus Wolken des hellen Mondes Licht;
Da sprach wieder Hagen: "Hört, berichtet nicht
Meinen lieben Herren, was hier von uns geschah:
Bis zum Morgen komme ihnen keine Sorge nah."
1686 Als zu ihnen stießen, die da kamen von dem Streit,
Da klagte das Gesinde über Müdigkeit:
"Wie lange sollen wir reiten?" fragte mancher Mann.
Da sprach der kühne Dankwart: "Wir treffen keine
Herberg an.
1687 "Ihr müst alle reiten bis an den hellen Tag."
Volker der schnelle, der des Gesindes pflag,
Ließ den Marschall fragen: "Wo kehren wir heut ein?
Wo rasten unsre Pferde und die lieben Herren mein?"
1688 Da sprach der kühne Dankwart: "Ich weiß es nicht
zu sagen:
Wir können uns nicht ruhen, bis es beginnt zu tagen;
Wo wir es dann finden, legen wir uns ins Gras."
Als sie die Kunde hörten, wie leid war Etlichen das!
1689 Sie blieben unverrathen vom heißen Blute roth,
Bis daß die Sonne die lichten Stralen bot
Dem Morgen über Berge, wo es der König sah,
Daß sie gestritten hatten: sehr im Zorne sprach er da:
1690 "Wie nun denn, Freund Hagen? Verschmähtet
ihr wohl das,
Daß ich euch Hülfe brachte, als euch die Ringe naß
Wurden von dem Blute? Wer hat euch das gethan?"
Da sprach er: "Else that es: der griff nächten uns an.
1691 "Seines Fergen wegen wurden wir angerannt.
Da erschlug Gelfraten meines Bruders Hand.
Zuletzt entrann uns Else, es zwang ihn große Noth:
Ihnen hundert, uns nur viere blieben da im Streite todt."
1692 Wir können euch nicht melden, wo man die Nachtruh
fand.
All den Landleuten ward es bald bekannt,
Der edeln Ute Söhne zögen zum Hofgelag.
Sie wurden wohl empfangen dort zu Paßau bald hernach.
1693 Der werthen Fürsten Oheim, der Bischof Pilgerin,
Dem wurde wohl zu Muthe, als seine Neffen ihn
Mit so viel der Recken besuchten da im Land:
Daß er sie gerne sähe, ward ihnen balde bekannt.
1694 Sie wurden wohl empfangen von Freunden vor dem Ort.
Nicht all verpflegen mochte man sie in Paßau dort:
Sie musten übers Wasser, wo Raum sich fand und Feld:
Da schlugen auf die Knechte Hütten und reich Gezelt.
1695 Sie musten da verweilen einen vollen Tag
Und eine Nacht darüber. Wie schön man sie verpflag!
Dann ritten sie von dannen in Rüdigers Land;
Dem kamen auch die Mären: da ward ihm Freude
bekannt,
1696 Als die Wegemüden Nachtruh genommen
Und sie dem Lande waren näher gekommen,
Sie fanden auf der Marke schlafen einen Mann,
Dem von Tronje Hagen ein starkes Waffen abgewann.
1697 Eckewart geheißen war dieser Ritter gut.
Der gewann darüber gar traurigen Muth,
Daß er verlor das Waffen durch der Helden Fahrt.
Rüdgers Grenzmarke, die fand man übel bewahrt.
1698 "O weh mir dieser Schande," sprach da Eckewart.
"Schwer muß ich beklagen der Burgunden Fahrt.
Als ich verlor Siegfrieden, hub all mein Kummer an;
O weh, mein Herr Rüdiger, wie hab ich wider dich
gethan!"
1699 Wohl hörte Hagen des edeln Recken Noth:
Er gab das Schwert ihm wieder, dazu sechs Spangen roth.
"Die nimm dir, Held, zu Lohne, willst du hold mir sein;
Du bist ein kühner Degen, lägst du hier noch so allein."
1700 "Gott lohn euch eure Spangen," sprach da Eckewart;
"Doch muß ich sehr beklagen zu den Heunen
eure Fahrt.
Ihr erschlugt Siegfrieden; hier trägt man euch noch Haß:
Daß ihr euch wohl behütet, in Treuen rath ich euch das."
1701 "Nun, mög uns Gott behüten," sprach Hagen entgegen.
"Keine andre Sorge haben diese Degen
Als um die Herberge, die Fürsten und ihr Lehn,
Wo wir in diesem Lande heute Nachtruh sollen sehn.
1702 "Vermüdet sind die Rosse uns auf den fernen Wegen,
Die Speise gar zerronnen," sprach Hagen der Degen:
"Wir findens nicht zu Kaufe: es wär ein Wirth
uns Noth,
Der uns heute gäbe in seiner Milde das Brot."
1703 Da sprach wieder Eckewart: "Ich zeig euch solchen
Wirth,
Daß Niemand euch im Hause so gut empfangen wird
Irgend in den Landen, als hier euch mag geschehn,
Wenn ihr schnellen Degen wollt zu Rüdigern gehn.
1704 "Der Wirth wohnt an der Straße, der beste allerwärts,
Der je ein Haus beseßen. Milde gebiert sein Herz,
Wie das Gras mit Blumen der lichte Maimond thut,
Und soll er Helden dienen, so ist er froh und
wohlgemuth."
1705 Da sprach der König Gunther: "Wollt ihr mein Bote
sein,
Ob uns behalten wolle bis an des Tages Schein
Mein lieber Freund Rüdiger und Die mir unterthan?
Das will ich stäts verdienen, so gut ich irgend nur kann."
1706 "Der Bote bin ich gerne," sprach da Eckewart,
Mit gar gutem Willen erhob er sich zur Fahrt
Rüdigern zu sagen, was er da vernommen.
Dem war in langen Zeiten so liebe Kunde nicht
gekommen.
1707 Man sah zu Bechlaren eilen einen Degen,
Den Rüdger wohl erkannte; er sprach: "Auf diesen
Wegen
Kommt Eckewart in Eile, Kriemhildens Unterthan."
Er wähnte schon, die Feinde hätten ihm ein Leid gethan.
1708 Da ging er vor die Pforte, wo er den Boten fand.
Der nahm sein Schwert vom Gurte und legt’ es
aus der Hand.
Er sprach zu dem Degen: "Was habt ihr vernommen,
Daß ihr so eilen müßet? hat uns Jemand
was genommen?"
1709 "Geschadet hat uns Niemand," sprach Eckewart
zuhand;
"Mich haben drei Könige her zu euch gesandt,
Gunther von Burgunden, Geiselher und Gernot;
Jeglicher der Recken euch seine Dienste her entbot.
1710 "Das selbe thut auch Hagen, Volker auch zugleich,
Mit Fleiß und rechter Treue; dazu bericht ich euch,
Was des Königs Marschall euch durch mich entbot,
Es sei den guten Degen eure Herberge Noth."
1711 Mit lachendem Munde sprach da Rüdiger:
"Nun wohl mir dieser Märe, daß die Könige hehr
Meinen Dienst verlangen: dazu bin ich bereit.
Wenn sie ins Haus mir kommen, des bin ich höchlich
erfreut."
1712 "Dankwart der Marschall hat euch kund gethan,
Wer euch zu Hause noch heute zieht heran:
Sechzig kühner Recken und tausend Ritter gut
Mit neuntausend Knechten." Da ward ihm fröhlich
zu Muth.
1713 "Wohl mir dieser Gäste," sprach da Rüdiger,
"Daß mir zu Hause kommen diese Recken hehr,
Denen ich noch selten hab einen Dienst gethan.
Entgegen reitet ihnen, sei’s Freund oder Unterthan."
1714 Da eilte zu den Rossen Ritter so wie Knecht:
Was sie der Herr geheißen, das dauchte Alle recht.
Sie brachten ihre Dienste um so schneller dar.
Noch wust es nicht Frau Gotlind, die in ihrer Kammer
war.
Abenteuer 27
Wie sie nach Bechlaren kamen
1715 Hin gieng der Markgraf, wo er die Frauen fand,
Sein Weib und seine Tochter. Denen macht’ er
da bekannt
Diese liebe Märe, die er jetzt vernommen,
Daß ihrer Frauen Brüder zu ihrem Hause sollten
kommen.
1716 "Viel liebe Traute," sprach da Rüdiger,
"Ihr sollt sie wohl empfangen, die edeln Könge hehr,
Wenn sie und ihr Gesinde vor euch zu Hofe gehn;
Ihr sollt auch freundlich grüßen Hagen in Gunthers
Lehn.
1717 "Mit ihnen kommt auch Einer mit Namen Dankwart;
Ein Andrer heißt Volker, an Ehren wohlbewahrt.
Die Sechse sollt ihr küssen, ihr und die Tochter mein,
Und sollt in höfschen Züchten diesen Recken freundlich
sein."
1718 Das gelobten ihm die Frauen und warens gern bereit.
Sie suchten aus den Kisten manch herrliches Kleid,
Darin sie den Recken entgegen wollten gehn.
Da mocht ein groß Befleißen von schönen Frauen
geschehn.
1719 Gefälschter Frauenzierde gar wenig man da fand;
Sie trugen auf dem Haupte lichtes goldnes Band,
Das waren reiche Kränze, damit ihr schönes Haar
Die Winde nicht verwehten; sie waren höfisch und klar.
1720 In solcher Unmuße laßen wir die Fraun.
Da war ein schnelles Reiten über Feld zu schaun
Von Rüdigers Freunden, bis man die Fürsten fand.
Sie wurden wohl empfangen in des Markgrafen Land.
1721 Als sie der Markgraf zu sich kommen sah,
Rüdiger der schnelle wie fröhlich sprach er da:
"Willkommen mir, ihr Herren und Die in euerm Lehn.
Hier in diesem Lande seid ihr gerne gesehn."
1722 Da dankten ihm die Recken in Treuen ohne Haß.
Daß sie willkommen waren, wohl erzeigt’ er das.
Besonders grüßt’ er Hagen, der war ihm längst bekannt;
So that er auch mit Volkern, dem Helden
aus Burgundenland.
1723 Er begrüßt’ auch Dankwarten. Da sprach der kühne
Degen:
"Wollt ihr uns hier versorgen, wer soll dann verpflegen
Unser Ingesinde aus Worms an dem Rhein?"
Da begann der Markgraf: "Diese Angst laßet sein.
1724 "All euer Gesinde und was ihr in das Land
Mit euch geführet habet, Ross, Silber und Gewand,
Ich schaff ihm solche Hüter, nichts geht davon verloren,
Das euch zu Schaden brächte nur um einen halben
Sporen.
1725 "Spannet auf, ihr Knechte, die Hütten in dem Feld;
Was ihr hier verlieret, dafür leist ich Entgelt:
Zieht die Zäume nieder und laßt die Rosse gehn."
Das war ihnen selten von einem Wirth noch geschehn.
1726 Des freuten sich die Gäste. Als das geschehen war
Und die Herrn von dannen ritten, legte sich die Schar
Der Knecht im Grase nieder: sie hatten gut Gemach.
Sie fandens auf der Reise nicht beßer vor oder nach.
1727 Die Markgräfin eilte vor die Burg zu gehn
Mit ihrer schönen Tochter. Da sah man bei ihr stehn
Die minniglichen Frauen und manche schöne Maid:
Die trugen viel der Spangen und manches herrliche
Kleid.
1728 Das edle Gesteine glänzte fern hindann
Aus ihrem reichen Schmucke: sie waren wohlgethan.
Da kamen auch die Gäste und sprangen auf den Sand.
Hei! was man edle Sitten an den Burgunden fand!
1729 Sechsunddreißig Mägdelein und viel andre Fraun,
Die wohl nach Wunsche waren und wonnig
anzuschauen,
Giengen den Herrn entgegen mit manchem kühnen
Mann.
Da ward ein schönes Grüßen von edeln Frauen gethan.
1730 Die Markgräfin küsste die Könge alle drei;
So that auch ihre Tochter. Hagen stand dabei.
Den hieß ihr Vater küssen: da blickte sie ihn an:
Er dauchte sie so furchtbar, sie hätt es lieber nicht gethan.
1731 Doch muste sie es leisten, wie ihr der Wirth gebot.
Gemischt ward ihre Farbe, bleich und auch roth.
Auch Dankwarten küsste sie, darnach den Fiedelmann:
Seiner Kraft und Kühnheit wegen ward ihm das Grüßen
gethan.
1732 Die junge Markgräfin nahm bei der Hand
Geiselher den jungen von Burgundenland;
So nahm auch ihre Mutter Gunthern den kühnen Mann.
Sie giengen mit den Helden beide fröhlich hindann.
1733 Der Wirth gieng mit Gernot in einen weiten Saal.
Die Ritter und die Frauen setzten sich zumal.
Man ließ alsdann den Gästen schenken guten Wein:
Gütlicher bewirthet mochten Helden nimmer sein.
1734 Mit zärtlichen Augen sah da Mancher an
Rüdigers Tochter, die war so wohlgethan.
Wohl kost in seinem Sinne sie mancher Ritter gut;
Das mochte sie verdienen: sie trug gar hoch ihren Muth.
1735 Sie gedachten, was sie wollten; nur konnt es nicht
geschehn.
Man sah die guten Ritter hin und wieder spähn
Nach Mägdelein und Frauen: deren saßen da genug.
Dem Wirth geneigten Willen der edle Fiedeler trug.
1736 Da wurden sie geschieden, wie Sitte war im Land:
Zu andern Zimmern giengen Ritter und Fraun zur Hand.
Man richtete die Tische in dem Saale weit
Und ward den fremden Gästen zu allen Diensten bereit.
1737 Den Gästen gieng zu Liebe die edle Markgräfin
Mit ihnen zu den Tischen: die Tochter ließ sie drin
Bei den Mägdlein weilen, wo sie nach Sitte blieb.
Daß sie die nicht mehr sahen, das war den Gästen
nicht lieb.
1738 Als sie getrunken hatten und gegeßen überall,
Da führte man die Schöne wieder in den Saal.
Anmuthge Reden wurden nicht gescheut:
Viel sprach deren Volker, ein Degen kühn und allbereit.
1739 Da sprach unverhohlen derselbe Fiedelmann:
"Viel reicher Markgraf, Gott hat an euch gethan
Nach allen seinen Gnaden: er hat euch gegeben
Ein Weib, ein so recht schönes, dazu ein wonnigliches
Leben.
1740 "Wenn ich ein König wäre," sprach der Fiedelmann,
"Und sollte Krone tragen, zum Weibe nähm ich dann
Eure schöne Tochter: die wünschte sich mein Muth.
Sie ist minniglich zu schauen, dazu edel und gut."
1741 Der Markgraf entgegnete: "Wie möchte das Wohl sein,
Daß ein König je begehrte der lieben Tochter mein?
Wir sind hier beide heimatlos, ich und mein Weib,
Und haben nichts zu geben: was hilft ihr dann der schöne
Leib?"
1742 Zur Antwort gab ihm Gernot, der edle Degen gut:
"Sollt ich ein Weib mir wählen nach meinem Sinn
und Muth,
So wär ich solches Weibes stäts von Herzen froh."
Darauf versetzte Hagen in höfischen Züchten so:
1743 "Nun soll sich doch beweiben mein Herr Geiselher:
Es ist so hohen Stammes die Markgräfin hehr,
Daß wir ihr gerne dienten, ich und all sein Lehn,
Wenn sie bei den Burgunden unter Krone sollte gehn."
1744 Diese Rede dauchte den Markgrafen gut
Und auch Gotelinde; wohl freute sich ihr Muth.
Da schufen es die Helden, daß sie zum Weibe nahm
Geiselher der edle, wie er es mocht ohne Scham.
1745 Soll ein Ding sich fügen, wer mag ihm widerstehn?
Man bat die Jungfraue, hin zu Hof zu gehn.
Da schwur man ihm zu geben das schöne Mägdelein,
Wogegen er sich erbot, die Wonnigliche zu frein.
1746 Man beschied der Jungfrau Burgen und auch Land.
Da sicherte mit Eiden des edeln Königs Hand
Und Gernot der Degen, es werde so gethan.
Da sprach der Markgraf: "Da ich Burgen nicht gewann,
1747 "So kann ich euch in Treuen nur immer bleiben hold.
Ich gebe meiner Tochter an Silber und an Gold,
Was hundert Saumrosse nur immer mögen tragen,
Daß es wohl nach Ehren euch Helden möge behagen."
1748 Da wurden diese beiden in einen Kreis gestellt
Nach dem Rechtsgebrauche. Mancher junge Held
Stand ihr gegenüber in fröhlichem Muth;
Er gedacht in seinem Sinne, wie noch ein Junger gerne
thut.
1749 Als man begann zu fragen die minnigliche Maid,
Ob sie den Recken wolle, zum Theil war es ihr leid;
Doch dachte sie zu nehmen den waidlichen Mann.
Sie schämte sich der Frage, wie manche Maid hat gethan.
1750 Ihr rieth ihr Vater Rüdiger, daß sie spräche ja,
Und daß sie gern ihn nähme: wie schnell war er da
Mit seinen weißen Händen, womit er sie umschloß,
Geiselher der junge! Wie wenig sie ihn doch genoß!
1751 Da begann der Markgraf: "Ihr edeln Könge reich,
Wenn ihr nun wieder reitet heim in euer Reich,
So geb ich euch, so ist es am schicklichsten, die Magd,
Daß ihr sie mit euch führet." Also ward es zugesagt.
1752 Der Schall, den man hörte, der muste nun vergehn.
Da ließ man die Jungfrau zu ihrer Kammer gehn
Und auch die Gäste schlafen und ruhn bis an den Tag.
Da schuf man ihnen Speise: der Wirth sie gütlich
verpflag.
1753 Als sie gegeßen hatten und nun von dannen fahren
Wollten zu den Heunen: "Davor will ich euch wahren,"
Sprach der edle Markgraf, "ihr sollt noch hier bestehn;
So liebe Gäste hab ich lange nicht bei mir gesehn."
1754 Dankwart entgegnete: "Das kann ja nicht sein:
Wo nähmt ihr die Speise, das Brot und auch den Wein,
Das ihr doch haben müstet für solch ein Heergeleit?"
Als das der Wirth erhörte, er sprach: "Die Rede laßt
beiseit.
1755 "Meine lieben Herren, ihr dürft mir nicht versagen.
Wohl geb ich euch die Speise zu vierzehen Tagen,
Euch und dem Gesinde, das mit euch hergekommen.
Mir hat der König Etzel noch gar selten was
genommen."
1756 Wie sehr sie sich wehrten, sie musten da bestehn
Bis an den vierten Morgen. Da sah man geschehn
Durch des Wirthes Milde, was weithin ward bekannt:
Er gab seinen Gästen beides, Ross’ und Gewand.
1757 Nicht länger mocht es währen, sie musten an ihr Ziel.
Seines Gutes konnte Rüdiger nicht viel
Vor seiner Milde sparen: wonach man trug Begehr,
Das versagt’ er Niemand: er gab es gern den Helden hehr.
1758 Ihr edel Ingesinde brachte vor das Thor
Gesattelt viel der Rosse; zu ihnen kam davor
Mancher fremde Recke, den Schild an der Hand,
Da sie reiten wollten mit ihnen in Etzels Land.
1759 Der Wirth bot seine Gaben den Degen allzumal,
Eh die edeln Gäste kamen vor den Saal.
Er konnte wohl mit Ehren in hoher Milde leben.
Seine schöne Tochter hatt er Geiselhern gegeben;
1760 Da gab er Gernoten eine Waffe gut genug,
Die hernach in Stürmen der Degen herrlich trug.
Ihm gönnte wohl die Gabe des Markgrafen Weib;
Doch verlor der gute Rüdiger davon noch Leben
und Leib.
1761 Er gab König Gunthern, dem Helden ohne Gleich,
Was wohl mit Ehren führte der edle König reich,
Wie selten er auch Gab empfieng, ein gutes Streitgewand,
Da neigte sich der König vor des milden Rüdger Hand.
1762 Gotelind bot Hagnen, sie durfte es ohne Scham,
Ihre freundliche Gabe: da sie der König nahm,
So sollt auch er nicht fahren zu dem Hofgelag
Ohn ihre Steuer: der edle Held aber sprach:
1763 "Alles, was ich je gesehn," entgegnete Hagen,
"So begehr ich nichts weiter von hinnen zu tragen
Als den Schild, der dorten hängt an der Wand:
Den möcht ich gerne führen mit mir in der Heunen
Land."
1764 Als die Rede Hagens die Markgräfin vernahm,
Ihres Leids ermahnt’ er sie, daß ihr das Weinen kam.
Mit Schmerzen gedachte sie an Nudungs Tod,
Den Wittich hatt erschlagen; das schuf ihr Jammer
und Noth.
1765 Sie sprach zu dem Degen: "Den Schild will
ich euch geben.
Wollte Gott vom Himmel, daß der noch dürfte leben,
Der einst ihn hat getragen! er fand im Kampf den Tod.
Ich muß ihn stäts beweinen: das schafft mir armem
Weibe Noth!"
1766 Da erhob sich vom Sitze die Markgräfin mild:
Mit ihren weißen Händen hob sie herab den Schild
Und trug ihn hin zu Hagen: der nahm ihn an die Hand.
Die Gabe war mit Ehren an den Recken gewandt.
1767 Eine Hülle lichten Zeuges auf seinen Farben lag.
Beßern Schild als diesen beschien wohl nie der Tag.
Mit edelm Gesteine War er so besetzt,
Man hätt ihn im Handel wohl auf tausend Mark
geschätzt.
1768 Den Schild hinwegzutragen befahl der Degen hehr.
Da kam sein Bruder Dankwart auch zu Hofe her.
Dem gab reicher Kleider Rüdigers Kind genug,
Die er bei den Heunen hernach mit Freuden noch trug.
1769 Wie viel sie der Gaben empfiengen insgemein,
Nichts würd in ihre Hände davon gekommen sein,
Wars nicht dem Wirth zu Liebe, der es so gütlich bot.
Sie wurden ihm so feind hernach, daß sie ihn schlagen
musten todt.
1770 Da hatte mit der Fiedel Volker der schnelle Held
Sich vor Gotelinde höfisch hingestellt.
Er geigte süße Töne und sang dazu sein Lied:
Damit nahm er Urlaub, als er von Bechlaren schied.
1771 Da ließ die Markgräfin eine Lade näher tragen.
Von freundlicher Gabe mögt ihr nun hören sagen:
Zwölf Spangen, die sie aus ihr nahm, schob sie ihm
an die Hand:
"Die sollt ihr führen, Volker, mit euch in der Heunen
Land
1772 Und sollt sie mir zu Liebe dort am Hofe tragen:
Wenn ihr wiederkehret, daß man mir möge sagen,
Wie ihr gedient mir habet bei dem Hofgelag."
Wie sie ihn gebeten, so that der Degen hernach.
1773 Der Wirth sprach zu den Gästen: "Daß ihr nun sichrer
fahrt,
Will ich euch selbst geleiten: so seid ihr wohl bewahrt,
Daß ihr auf der Straße nicht werdet angerannt."
Seine Saumrosse die belud man gleich zur Hand.
1774 Der Wirth war reisefertig und fünfhundert Mann
Mit Rossen und mit Kleidern: die führt’ er hindann
Zu dem Hofgelage mit fröhlichem Muth;
Nach Bechelaren kehrte nicht Einer all der Ritter gut.
1775 Mit minniglichen Küssen der Wirth von dannen schied;
Also that auch Geiselher, wie ihm die Liebe rieth.
Sie herzten schöne Frauen mit zärtlichem Umfahn:
Das musten bald beweinen viel Jungfrauen wohlgethan.
1776 Da wurden allenthalben die Fenster aufgethan,
Als mit seinen Mannen der Markgraf ritt hindann.
Sie fühlten wohl im Herzen voraus das herbe Leid:
Drum weinten viel der Frauen und manche waidliche
Maid.
1777 Nach den lieben Freunden trug Manche groß Beschwer,
Die sie in Bechelaren ersahen nimmermehr.
Doch ritten sie mit Freuden nieder an dem Strand
Dort im Donauthale bis in das heunische Land.
1778 Da sprach zu den Burgunden der milde Markgraf hehr,
Rüdiger der edle: "Nun darf nicht länger mehr
Verhohlen sein die Kunde, daß wir nach Heunland
kommen.
Es hat der König Etzel noch nie so Liebes vernommen."
1779 Da ritt manch schneller Bote ins Oesterreicherland:
So ward es allenthalben den Leuten bald bekannt,
Daß die Helden kämen von Worms über Rhein.
Dem Ingesind des Königs konnt es nicht lieber sein.
1780 Die Boten vordrangen mit diesen Mären,
Daß die Nibelungen bei den Heunen wären:
"Du sollst sie wohl empfangen, Kriemhild, Fraue mein:
Nach großen Ehren kommen dir die lieben Brüder dein."
1781 Als die Königstochter vernahm die Märe,
Zum Theil wich ihr vom Herzen ihr Leid, das schwere.
Aus ihres Vaters Lande zog Mancher ihr heran,
Durch den der König Etzel bald großen Jammer gewann.
1782 "Nun wohl mir diese Freude," sprach da Kriemhild.
"Hier bringen meine Freunde gar manchen neuen
Schild
Und Panzer glänzend helle: wer nehmen will mein Gold
Und meines Leids gedenken, dem will ich immer bleiben
hold."
1783 Sie gedachte heimlich: "Noch wird zu Allem Rath.
Der mich an meinen Freuden so gar gepfändet hat,
Weiß ich es zu fügen, es soll ihm werden leid
Bei diesem Gastgebote: dazu bin ich gern bereit.
1784 "Ich will es also Schaffen, daß meine Rach ergeht
Bei diesem Hofgelage, wie es hernach auch steht,
An seinem argen Leibe, der mir hat benommen
So viel meiner Wonne: des soll mir nun Entgeltung
kommen."
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